AmorePacific Headquarters, Seoul

David Chipperfield Architects Berlin

Produkte

Ein großer Würfel von besonderer Leichtigkeit

Die Konzernzentrale für den Kosmetikhersteller AmorePacific, die David Chipperfield Architects Berlin und Christoph Felger in Seoul gebaut haben, ist ein Vermittler. Zwischen schierer Fläche und Leichtigkeit im architektonischen Ausdruck, zwischen vertikaler und horizontaler Ausdehnung in Form einer fast würfelförmigen Kubatur, zwischen hocheffizienter Technik und regional tradiertem Wissen und nicht zuletzt zwischen dem Anspruch an die Zentrale eines großen Konzerns und dessen gesellschaftlicher Verantwortung – denn das Gebäude öffnet sich mit einem großflächigen wie vielfältigen Nutzungsangebot auch für die Öffentlichkeit. Die Massivität des kubischen Baukörpers löst sich auf durch die drei weit gefassten Einschnitte, die in Form von Terrassen an einen offenen Innenhof anschließen. Ein großer Luftraum durchfließt so den fast würfelförmigen Bau. Großzügige Ein- und Durchblicke ergeben sich für den Betrachtenden von außen. Die Mitarbeitenden im Gebäude hingegen profitieren von einer maximierten Sicht nach draußen, von einem Höchstmaß an Tageslicht und natürlicher Belüftung und von attraktiven begrünten Freiflächen.

Um angesichts der verglasten Fassade die Wärmeentwicklung im Inneren zu kontrollieren, ohne auf energieaufwendige Hochtechnologie zurückgreifen zu müssen, wurde vor die innere Primärfassade aus raumhohem Glas und opaken Lüftungspaneelen, eine zweite, durchlässige Fassadenschicht vorgelagert. Feine vertikale Aluminiumlisenen erhalten den weiten Ausblick, minimieren aber die direkte Sonneneinstrahlung. Sie sind auf den sich verändernden Sonnenstand abgestimmt und kalkuliert in unterschiedlichen Breiten verbaut. Mit den dahinterliegenden horizontalen Geschossbändern wirkt die Fassade wie fein gewebt, die unterschiedlichen Lisenenbreiten sorgen dabei für eine besondere Lebendigkeit und Filigranität der Struktur. Gleichzeitig vermeidet der Bau die oft dunkle Ausstrahlung der umliegenden Glasfassaden-Hochhäuser. Aus manchen Blickwinkeln betrachtet, verschwindet das Glas komplett hinter den aufgereihten Lisenen. Durch ihre feine Struktur, helle Farbigkeit sowie die unterschiedlichen Breiten wirken sie dabei aber nicht wie eine geschlossene Wand, sondern eher wie ein geschwungener leichter Vorhang.

Anders als manch andere hohe Häuser der Seouler Innenstadt gelingt es dem Bau in der so vielfältigen Baustruktur nicht wie ein futuristischer Fremdkörper zu wirken. Neben seiner Verbindung zu den Gebäuden des Angrenzenden Finanzviertels, schafft er tatsächlich einen Anschluss auch an jene kleinteiligeren Viertel, die dem Bauboom der Moderne bisher noch trotzen konnten. Und auch in seiner Nutzung sucht er die Verbindung zur Stadt. Mit seinem, durch eine umlaufende Kolonnade nach allen Seiten hin geöffneten Sockel lädt das Gebäude nicht nur Mitarbeitende, sondern auch die Öffentlichkeit zur Nutzung des Gebäudes ein. Das große Atrium, das sich mit seinem hohen Luftraum in der Mitte des Gebäudes eröffnet, bietet Fläche für Kunstinstallationen, Konzerte und andere Kulturveranstaltungen und vermittelt gleichzeitig zu den weiteren öffentlichen Angeboten, wie Museum, Bibliothek, Teehaus und Geschäfte.

Architektur und Objekt

Foto: Ingrid von Kruse

„Architektur dieser Größenordnung hat eine gesellschaftliche Verantwortung jenseits formaler Präsenz: Einen Ort von Bedeutung zu erschaffen, einen öffentlichen Ort zum Verweilen, der allen Einwohnern zugänglich ist und die Dynamik urbaner Kultur erlebbar macht“, so die Architekt:innen zu ihrer Arbeit in Seoul.

Moderne Architektur, die aus altem Wissen schöpft

Zu dieser gesellschaftlichen Verantwortung gehört auch die ökologische Ausrichtung des Gebäudes, das mit seinen, als hochliegende Gärten angelegten Terrassen den Naturraum des nahen Stadtparks gewissermaßen ins Gebäude holt. Es schafft so grünen Erholungsraum für die Mitarbeitenden und gibt der Stadt gleichzeitig einen Teil der versiegelten Fläche zurück. Low-Tech-Lösungen berufen sich auf tradiertes Wissen und nutzen für die energetische Versorgung des Hauses beispielsweise die Orientierung zur Sonne und zum Wind oder das Wissen um Klimazyklen. Die im 45 Grad-Winkel zu den Himmelsrichtungen stehenden Fassaden reduzieren die direkte Wärmeeinstrahlung durch die Sonne. Der außenliegende Sonnenschutz ist auf den jahreszeitlichen Sonnenstand abgestimmt und nutzt mit den hochisolierten Fenstern diesen Vorteil optimal aus. Die Kubatur des Gebäudes mit seiner offenen Terrassenstruktur ermöglicht die natürliche Belüftung aller Arbeitsbereiche während der Übergangsjahreszeiten und reduziert den Bedarf an Kunstlicht.

Auch das Atrium wird mit Tageslicht gespeist. Der verglaste Boden des direkt darüber liegenden zentralen Innenhofs lässt von oben diffuses Licht einströmen. Eigens entworfene, minimalistische Deckenleuchten sorgen für weiteres Licht und setzen besondere Akzente. Die Materialität wurde von den Architekt:innen bewusst reduziert angelegt. Wenige Materialien – Sichtbeton und Natursteinelemente im Atrium, feinere Materialien in stärkeren Farben in den oberen halböffentlichen und privaten Bereichen – dafür von guter Qualität und Dauerhaftigkeit. In den oberen Bereichen des Atriums beginnt die Firmennutzung des Gebäudes. Das Auditorium ist auf den Park ausgerichtet und lässt sich in Größe, Akustik und Atmosphäre durch großflächige Vorhänge variieren. Der zentrale Innenhof im darüber liegenden Geschoss bildet den sozialen und atmosphärischen Mittelpunkt der Firmenzentrale, die ihren Mitarbeitenden weitere Annehmlichkeiten wie Restaurants und Cafés, Fitness- und Gesundheitseinrichtungen und einen firmeninternen Kindergarten bietet.

Die verbaute Griff-Reihe 1004 von FSB zeichnet sich durch ihre moderne, klare Formensprache aus und stammt ebenfalls aus der Feder des Büros Chipperfield. Dessen Haltung manifestiert sich in einem ganzheitlichen Architekturkonzept, das dem integralen Ansatz des „form follows purpose“ folgt. Wichtig war Chipperfield, mit seinem Entwurf einen Griff zu schaffen, der die architektonische Philosophie seines Handelns auch bei den Beschlägen zum Ausdruck bringt und sich dabei nicht nur einfügt, sondern das Ganze vervollkommnet. Dabei ist FSB 1004 von den Vorreitern der Moderne inspiriert und von gestaltenden Denkern wie Ludwig Wittgenstein, der den gleichen Wunsch nach logischer Klarheit anstrebte. Ein L-förmiger Griff mit rechteckig gebogener Handhabe entwickelt sich aus einem kreisrunden kurzen Hals. Im AmorePacific ist FSB 1004 in Edelstahl und Bronze verbaut.

Objektdetails

Fotos: © Noshe und © David Chipperfield Architects

Standort

Amore Pacific headquarters

2-218, Hangangno 2(i)-ga
Yongsan-gu, Seoul
Südkorea

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