Gerling-Hochhaus Köln
ksg Architekten – Kister Scheithauer Gross
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Im Hochhaus wohnen
Denkmalgerecht saniert, erstrahlt das Gerling-Hochhaus in Köln wie nach einer Verjüngungskur in neuem Glanz. Das ehemalige Bürohochhaus war Anfang der fünfziger Jahre von der Bauabteilung des Gerling-Versicherungskonzerns nach einem Entwurf des Hochhausspezialisten Helmut Hentrich mit Hans Heuser errichtet worden.
Nach Jahren des Leerstands baute das Architekturbüro Kister Scheithauer Gross (ksg) das Bürogebäude in ein luxuriöses Wohnhochhaus mit spektakulären Ausblicken auf die Rheinmetropole um. Als weithin sichtbares Zeichen des Wirtschaftswunders ließ der Versicherungskonzern das Bürohochhaus von 1950 bis 1953 im vom Weltkrieg schwer gezeichneten Köln bauen.
Viele frühere Geschäftsbauten waren zerstört, es herrschte akute Raumnot im wachsenden Unternehmen. Nach einer vielbeachteten Ballonprobe im April 1950, bei der die Höhe des Hochhauses öffentlich simuliert wurde, genehmigte das Wiederaufbauministerium mit der Zustimmung der Stadt Köln das Hochhaus. In den Tagen der Eröffnung im Januar 1953 wurde die Natursteinfassade aus dunklem Muschelkalk mit Lisenen aus hellem Kalkstein nachts angestrahlt. Als eines der ersten Hochhäuser der Nachkriegszeit erstrahlte die fünfzehnstöckige Ikone selbstbewusst in der Kölner Stadtsilhouette. In den folgenden Jahrzehnten wuchs der Konzern weiter und dehnte sich im Quartier über mehrere Straßenzüge hinweg aus.
Schlussstein dieser Expansion war der Bürokomplex Gerling Ring-Karree in der Nähe des Friesenplatzes, der von Norman Foster Architects 2001 fertiggestellt wurde. Vier Jahre später veräußerte der Enkel des Firmengründers den Versicherungskonzern. Seit 2007 arbeiten sieben Architekturbüros an der Neuordnung des Gerling-Quartiers zu einem innerstädtischen Wohn- und Geschäftsquartier mit, das auf einem städtebaulichen Masterplan von Kister Scheithauer Gross beruht.
Architektur und Objekt
Fotos: ksg Architekten
Mit der Transformation des Quartiers mussten alle denkmalgeschützten Gebäude energetisch und statisch auf den neuesten Stand gebracht und räumlich umstrukturiert werden. Beides führte letztendlich dazu, dass das Gerling Hochhaus schließlich bis auf sein nacktes Stahlskelett komplett entkernt und wieder von Grund auf neu «befüllt» wurde.
Der Geist des Wirtschaftswunders
Auch wenn das heutige Gerling-Hochhaus dem Originalzustand aus den fünfziger Jahren auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sieht, haben sich durch die aktuell geltenden baurechtlichen Vorschriften im Detail viele Änderungen bei der Sanierung ergeben. Wegen umfassender Schäden an der Fassade wurde das Bürogebäude bis auf die Stahlkonstruktion zurückgebaut und in Abstimmung mit dem Stadtkonservator der Stadt Köln detailgerecht wiederhergestellt. Die verschärften Brandschutzbestimmungen erforderten erheblich dickere Ummantelungen der Stützen, so dass im Innen- und Außenbereich alle Verkleidungen nicht wiederverwendet werden konnten. Innenliegende, mit Glasschiebewänden eingefasste Balkone öffnen die Innenräume zur Stadt. In den Wohnungen bis zum zwölften Stockwerk wurden die Fensterbrüstungen erheblich abgesenkt.
Doch Glasbrüstungen als Absturzsicherung zeichnen die ursprünglichen Proportionen nach. Ein Highlight der Umnutzung ist die Transformation des ehemaligen Technikraums unter dem Dach in einen großzügigen Wohnbereich, der sich mit einem Kamin, einer offenen Terrasse und einem Essbereich über die Hälfte des Geschosses erstreckt. Wie eine Arkade rahmen die Betonpfeiler der Fassade mit einem regelmäßigen Abstand den Wohnbereich und den Panoramablick ein.
Während die Apartments nach aktuellem Standard ausgestattet wurden, atmet die sanierte, zweigeschossige Eingangshalle noch den Geist des Wirtschaftswunders mit aufwändig restaurierten Leuchten und Türgriffen. Gäste und Besuchende betreten das Wohnhochhaus vom heute verkehrsberuhigten Gereonshof.
Auf der Rückseite des Gebäudes lädt eine sanierte Cocktailbar der fünfziger Jahre zu einer Zeitreise in die bewegte Geschichte des Gerling-Quartiers ein. Große Fenster öffnen den Raum zum begrünten Innenhof mit den ersten Firmengebäuden, in denen die Erfolgsgeschichte des 1904 gegründeten begann. Engumschlungen vereint das Gebäudeensembles Spuren des Historismus, des Neuen Bauens und der fünfziger Jahre mit der Gegenwartsarchitektur.
Objektdetails
Fotos: Marcus Schwier