Elbphilharmonie Hamburg
Herzog & de Meuron
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In den 1950er Jahren entwarf der Schweizer Architekt, Bildhauer und Designer Max Bill in Zusammenarbeit mit Ernst Moeckl eine Türklinke, die als „Ulmer Türklinke“ Designgeschichte geschrieben hat. Anhand dieser Vorlage schuf Johannes Potente das Modell FSB 1023 – seit jeher eine Alternative zu den gängigen U-Form-Modellen.
Elbphilharmonie öffnet sich für alle interessierten Menschen
Durch ihre gelinde gesagt nicht ganz reibungslose, langwierige wie teure Baugeschichte, gibt es wohl kaum Einen, der die Elbphilharmonie nicht kennt. Obwohl die Entstehung der Elbphilharmonie einige Verrücktheiten aufweist, gehören ihr trotz allem immer noch sehr viele Sympathien. Neben der beeindruckenden Architektur des neuen Konzerthauses liegt das sicher auch an der besonderen Geschichte der Ideenfindung und daran, dass es sich von Anfang an um ein öffentliches Projekt handelte.
Die Idee in einem alten, leerstehenden Speicher direkt an der Elbe ein Konzerthaus von Weltrang zu etablieren kam 2001 von einem Privatmann. Alexander Gérard wollte eine Alternative zum damals geplanten „Media City Port“ und war überzeugt: An einen derart exponierten Ort im Stadtraum gehört eine öffentliche Nutzung! Er erzählte den Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron von seiner Idee. Die waren sofort mit im Boot, unter der Bedingung, dass man dem alten Kaiserspeicher von außen seine Umnutzung werde ansehen können.
Man entwickelte einen ersten Entwurf, der dem Gebäude eine Art Hahnenkamm aufsetzte. Die anfangs geplanten 241 Mio. Euro Baukosten sollen durch Spenden, zum größten Teil aber durch die Vermarktung von Hotel und Wohnungen, die Teil des Gebäudeentwurfs sind, finanziert werden. Die Baseler Architekt:innen hatten sich bereits durch Großprojekte wie dem Olympiastadion in Beijing oder der Londoner Tate Modern einen Namen gemacht. Grundlegend für den Entwurf der Hamburger Elbphilharmonie ist die öffentliche Nutzung des Gebäudes, die Idee, dass der Ort allen offenstehen soll. So liegt die Bühne des großen Konzertsaals in der Raummitte, die Besucherränge umgeben sie. Mehr noch: Durch eine öffentliche Plaza öffnet sich das Haus wirklich für alle interessierten Besucher:innen, nicht nur für Menschen mit Konzertkarten. Die beeindruckende Fassade, die die Elphi – wie sie liebevoll genannt wird – neben ihrer krönenden Dachkonstruktion zum neuen Wahrzeichen der Stadt macht, ist eine besonders beachtliche architektonische Leistung.
Unter anderem zeigt sich die Einmaligkeit der Anforderung in der logistischen Herausforderung, die unzähligen Fensterelemente an verschiedenen Orten von unterschiedlichen Firmen verarbeitet lassen zu müssen (weltweit kann nur eine Firma Glas mit Chrom bedrucken, nur 2 Firmen weltweit können das Glas dann biegen). Testreihen im Vorfeld sicherten die Standfestigkeit der Fenster gegenüber dem Klima im Hamburger Hafen. Das verchromte Punktedekor der Fenster schützt vor Sonne und ist auch für das Radar vorbeifahrender Schiffe sichtbar.
Besonders viele Überlegungen und Arbeit stecken auch im großen Konzertsaal: Damit die Akustik am Ende zu einer der besten der Welt gehört, wurde sie erst anhand eines 1:1 Modells getestet. Der Japaner Yasuhisa Toyota, der für die Akustik der besten Säle der Welt verantwortlich ist, hat den von Herzog & de Meuron entworfenen Saal meisterhaft optimiert, sodass die Zuhörer:innen das Gefühl haben, zwischen den Instrumenten zu sitzen.
Architektur und Objekt
Foto: Maxim Schulz
Das sinnliche Erfassen ihrer Architektur liegt der Formensprache von Herzog & de Meuron zugrunde. Die Philosophie der Architekten formulierte Jacques Herzog: „Ein Gebäude ist ein Gebäude. Es kann nicht wie ein Buch gelesen werden; es gibt keine Untertitel oder Etiketten wie bei einem Bild in einer Galerie. In diesem Sinn ist es absolut anti-repräsentativ. Die Stärke unserer Gebäude ist der unmittelbare Eindruck, den sie auf die Besucher:innen ausüben.“
In der Elbphilharmonie wurde alles groß und extravagant gedacht
Um die besondere Akustik der Hafenlage in den Griff zu bekommen, wurde der Saal schwebend mit einer inneren und einer äußeren Hülle gebaut. Die innere Schale lagert komplett auf flexiblen Stahlfedern und ist so akustisch entkoppelt und schallisoliert. Die Oberflächen im großen Saal, die sich mit ihren Ornamenten an alten Konzertsälen orientieren, dienen ebenfalls der Verbesserung des Klangs. Außerdem mussten alleine 15km Fugen an der Innenwand des Saals abgedeckt werden, um eine Beeinträchtigung des Musikerlebens auszuschließen. Auch das Dach ist Hochleistungsarchitektur. Die Zahlen sind beeindruckend: 6.000 Quadratmeter groß, der höchste Punkt in 110 Metern, allein der Stahlbau für die Konstruktion wiegt 1.000 Tonnen und obendrauf runden 6.000 Pailletten mit einem Durchmesser von 90 oder 110 Zentimetern das Ganze buchstäblich ab. Trotz der leicht und elegant wirkenden Wellenform, muss das Dach 8.000 Tonnen tragen. Der Stahlbauer blieb im Endeffekt 4 Jahre am Bau, statt der geplanten 6 Monate.
In der Elbphilharmonie wurde auch bei den Details weder Arbeit noch Idee gespart. Für die Kugellampen in der Foyerdecke hat man lange nach einem Glasbläser gesucht, der diese großen Glaskugeln mit ihrer außergewöhnlichen Wandstärke blasen kann, bis man eine passende Werkstatt im tschechischen Elbsandsteingebirge fand.
Die Türgriffe für das gesamte Gebäude fand man hingegen bei FSB. Vor allem das Griffmodell-Paar 1023/1053, das Johannes Potente nach Vorlage der Ulmer Türklinke des Schweizer Gestalters Max Bill aus den 1950ern schuf, wurde je nach Türanforderung in unterschiedlichsten Abwandlungen verbaut, u.a. als AGL® Objektgarnitur 72 1023 als Drücker- und Wechselgarnitur mit Kugelknopf 23 2302, oder auch als WC-Garnitur 76 1023 mit Riegel. In Form des Fenstergriffs 34 1023 008 und 34 1023 170 findet das Modell an den Fenstern im Wohn- und Hotelbereich Anwendung.
Als Elektronik-Garnitur FSB 26 1053 wird 1023 darüber hinaus auch mit Elektronischen Zugangsmanagement M 300 genutzt. Potentes Griff-Modell folgt einer sanfteren Linienführung und übertrifft die einschlägig bekannten U-Griffe nach Einschätzung der Architekt:innen hinsichtlich Modernität und Zeitlosigkeit. Das ebenfalls in den Räumlichkeiten der Elbphilharmonie zu findende Modell FSB 76 1004 (AGL® FS Feuerschutz) von David Chipperfield folgt mit seiner kantigen Linie einem klar formalen Konzept.
Objektdetails
Fotos: Oliver Heissner