Procuratie Vecchie Venedig

David Chipperfield Architekten

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Die Prokuratien werden öffentlich

Die ob ihrer prächtigen Platzfassade weltberühmten Procuratie Vecchie am Markusplatz von Venedig haben durch David Chipperfield eine grundlegende Sanierung erfahren. Besonders ist, dass die Prokuratien, die seit ihrem Bau vor rund 500 Jahren den normalen Bürger:innen verschlossen waren, nun in Teilen besucht werden können. Das 152 Meter lange Gebäude war ursprünglich als Amts- und lebenslanger Wohnsitz der Prokuratoren erbaut worden.

Der nördliche Flügel der Prokuratien ist der älteste Teil des Gesamtkomplexes und zählt zu den wichtigsten Bauten der Renaissancearchitektur Venedigs. Mehrere Architekten, allen voran der aus Florenz stammende Jacopo Sansovino haben die Architektur geprägt. Den Bauherrn, die Generali-Versicherung verbindet eine lange Geschichte mit dem historischen Gebäude. Bereits zu ihrer Gründung im Jahr 1831 mietete sie Büros in den Prokuratien an.

Heute ist der gesamte Nordflügel im Besitz des Unternehmens. Wesentlicher Teil des Eingriffs durch Chipperfield war es, Räume für die unternehmenseigene Stiftung „The Human Safety Net“ zu schaffen. So sind im Dachgeschoss, neben den Büros der Versicherung im 1. und 2. OG, Ausstellungsräume der Stiftung, ein Auditorium, ein Café, eine Bibliothek sowie Treffpunkte und freie Arbeitsbereiche entstanden.

Architektur und Objekt

David Chipperfield
Foto: © David Chipperfield Architekten

"Die Reparatur, Wiedervereinigung und Anpassung der vielen Schichten dieser historischen Struktur war eine hochkomplexe und lohnende Herausforderung, die uns die Kraft der Architektur sowohl als physische Substanz als auch als Prozess der Zusammenarbeit wieder vor Augen führt", so Architekt David Chipperfield selbst zum Projekt.

Repariert, geeint und adaptiert

Prägender Teil des insgesamt sehr behutsamen Eingriffs ist ein neues Treppenhaus zur Erschließung des neu gestalteten Dachgeschosses. Zentral zwischen den Höfen des Baus gelegen, endet die Treppe in einem neuen „Central Pavilion“, der für Licht im Treppenhaus sorgt und zu den zwei angrenzenden Dachterrassen vermittelt. Die als Enfilade hintereinandergeschalteten Räume des Dachgeschosses machen die Länge des grundsätzlich vertikal organisierten Baus zum ersten Mal von Innen erlebbar.

Das Ziegelmauerwerk der ursprünglich rein konstruktiv angelegten Wände wurde freigelegt. Die eingefügten, hohen Kunststein-Portale mit ihrem runden Abschluss greifen die Bögen der Fassade auf und inszenieren die Länge des Raums. Auffällig bei der Sanierung ist der bewusste Einsatz traditioneller Materialien und Techniken. So erhielt die eingebaute, kantige Treppe Oberflächen in aufwändigem Kalkspachtel und Stufen aus Terrazzo. Zudem kamen bei den Böden weitere historische Techniken wie Cocciopesto oder Pastellone zum Einsatz.

David Chipperfield konnte bei diesem Projekt natürlich auf ein eigenes Griff-Design zurückgreifen. Das Modell FSB 1004 ist geprägt durch die Vorreiter der Moderne und passt sich dennoch ideal in den historischen Kontext der Procuratie Vecchie ein. Verbaut wurden die Griffe in Bronze, dunkel patiniert und gewachst. Seit April 2022 sind die Räume der Stiftung im Dachgeschoss der Prokuratien geöffnet. Unter anderem zu sehen ist die Dauerausstellung „The World of Potential“, die sich mit sozialen Kompetenzen durch Technologie befasst.

Objektdetails

Fotos: Alberto Parise

Standort

Procuratie Vecchie Venedig

P.za San Marco, 105,
30124 Venezia VE,
Italien

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