Kindertagesstätte Kunterbunt, Babenhausen
Ecker Architekten
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Der Türdrücker FSB 1144 schmeichelt in gleicher Weise dem Auge wie der Hand. Dem Auge signalisiert Jasper Morrison, dass diese Türklinke ein Hand-Werkzeug ist. Das beruhigte Auge lässt die Hand zugreifen. Der Daumen findet seinen Platz. Der Zeigefinger seine Kuhle. Die Hand findet Greifvolumen vor. Genau dies fordern die von Otl Aicher und FSB formulierten vier Gebote des Greifens.
Minimalistische Architektur fördert freie Entfaltung der Kinder
Kunterbunt ist nicht das erste Wort, das einem einfällt, wenn man die neugebaute Kindertagesstätte „Kunterbunt“ in Babenhausen sieht. Decken, Böden, Türen und Betonwände in unterschiedlichen hellgrauen Schattierungen prägen das Innere des Gebäudes. Nur hier und dort wird das Grau von gezielt eingesetzten Farbkleksen durchbrochen. An bestimmten Stellen leuchten einem übergroße Deckenlampen oder auch Türen, Schränke, Wand- und Bodenflächen in hellem Gelb entgegen. Natürlich ist ein Kindergarten, der so stark auf Geradlinigkeit in Farbe und Form setzt, nicht jedermanns Sache, davon kann man ausgehen.
Aber womöglich ist die Stärke eines solchen Konzepts ja, dass hier die kunterbunten Ideen, Gedanken und Persönlichkeiten der Kinder einen großen Freiraum bekommen. Bunt sind Kinder schließlich schon selber.
Im gemeinsamen Büro von Dea Ecker und Robert Piotrowski, das für die Planung der Kita in Babenhausen engagiert wurde, ist Ecker „die Außenministerin“ und Piotrowski „der Innenminister“. Trotz unterschiedlicher Aufgabenstellung ist dank des gleichen Selbstverständnisses und einer ähnlichen Interessenslage ein tolles Ergebnis entstanden.
Piotrowski, der 2015 den INsider Award für die beste innenarchitektonische Leistung bekam, interessiert sich seit seinen Lehrjahren für das Verhältnis von Räumen zur modernen Kunst – und das sieht man der Kita an: Minimalistisch in den Formen ihrer Räume und minimalistisch in der Farbgebung, bietet sie Platz für die freie Entfaltung kindlicher Kreativität und Fantasie. Das Haus bietet einen ruhigen, dezenten Raum, der durch die Kinder und die verschiedenen möglichen Nutzungen bespielt werden kann. Bunt ist, was gemacht wird.
Architektur und Objekt
Foto: Thilo Ross
„Was hier im Mittelpunkt steht, ist die Helligkeit und Großzügigkeit der Aufenthaltsräume“, sagen Ecker und Piotrowski. Die Raumhöhe wirkt befreiend. Schiebetüren verbinden und trennen wahlweise die einzelnen Bereiche und begünstigen das offene pädagogische Konzept der Einrichtung. Raumhohe Fenster lassen viel Licht ins Haus.
Bewegungs- und Speiseraum bilden Mittelpunkt der Einrichtung
Die Kinder sind durch die großflächige Verglasung auch im Inneren immer nah an der Natur. Auch in Kombination mit den im Dach verbauten Lichtkuppeln entstehen je nach Jahres- und Tageszeit unterschiedliche Lichtstimmungen im Innenraum. Ein außen installierter Sonnenschutz lässt dabei eigene Regelungen zu. Im Mittelpunkt des dreiteiligen, sachlich kantigen Baukörpers stehen der große Bewegungs- und der Speiseraum. Im Zentrum gelegen, verbinden sie die unterschiedlichen Gruppenbereiche für die kleineren und größeren Kinder und stellen die wichtigen Aktivitäten in den Fokus.
Gleichzeitig trennt und verbindet der Mittelbau die beiden Gruppenbereiche, die 30 ein- bis dreijährigen Kinder im südlichen Gebäudeteil und die 100 drei- bis siebenjährigen im Nordflügel. Und auch der Außenraum profitiert von der Struktur des Gebäudes und wird durch sie in unterschiedliche Bereiche geteilt. So ist neben dem spielorientierten Hof auch ein naturnaher Gartenbereich entstanden. Bei der Gestaltung eines Hauses für Kinder ist die Herausforderung, auch mal durch Kinderaugen auf das Gebäude zu schauen. Wie sehen die Dinge aus Kinderperspektive aus?
Und in einer Kindertagesstätte braucht es natürlich Griffe, die gut in Kinder- und Erwachsenenhände passen, die vor Verletzungen schützen und deren Bedienung leicht ist. Das FSB-Griffprogramm, für das sich Ecker und Piotrowski entschieden haben, stammt von Jasper Morrison, der wie die Architekt:innen selbst für seine minimalistische Formensprache bekannt ist. FSB 1144 wurde in Edelstahl verbaut, fügt sich so perfekt in das zarte Grau der Architektur ein und überzeugt durch seine handschmeichelnden Qualitäten und seine zugleich klassische aber auch Kinderaugen angemessene Form.
Objektdetails
Fotos: Brigida Gonzalez