Haus am Buddenturm, Münster
hehnpohl architektur
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Als hätte es immer dagestanden
Am Rande der Münsteraner Altstadt, unweit der Promenade auf der ehemaligen Stadtbefestigung haben die Architekt:innen von hehnpohl architektur ihren Entwurf für ein Wohnhaus realisiert, das sich in seiner radikal puristischen Architektur fast selbstverständlich in die vorhandene Bebauung eingliedert und dabei doch mit seiner modernen Architektur begeistert.
Das Haus am Buddenturm steht in der Buddenstraße inmitten einer Reihe historischer giebelständiger Häuser. Als Baukörper orientiert sich der Neubau klar an den historischen Vorbildern und folgt wie sie der Urform des Hauses an sich. Auch mit dem für die Fassade gewählten kohlegebrannten Handformziegeln schließt der Bau an die gewachsene Bebauung Münsters an.
Durch das große Fenster im ersten Stock fällt der Blick auf den namensgebenden Buddenturm, der mit seiner runden Ziegelfassade eines der letzten verbliebenen, prägnant sichtbaren Zeichen der ehemaligen Stadtbefestigung von Münster aus dem 12. Jahrhundert darstellt. Die handwerkliche und unverfälschte Anmutung der Fassade ist den Architekt:innen wichtig. So wurden auch alle Steine des Ringofen-Brandes verwendet und nichts aussortiert. Nach dem Vermörteln der Ziegel wurde die Fassade nur mit Besen gereinigt, um die Spuren des Handwerks nicht zu beseitigen.
Dinge einfach erscheinen lassen, die eigentlich alles andere als einfach sind, das ist eine der Grundmotive des jungen Architekturbüros aus Münster.
Und das ist ihnen mit dem Haus am Buddenturm auch gelungen. Sie haben moderne, auf das Wesentliche reduzierte Architektur geschaffen, die in ihrer Zurückhaltung dennoch so wirkt, als hätte sie immer dort gestanden.
Architektur und Objekt
Foto: ©Kopfkunst-Metzdorf
„Das Haus ist in der Anmutung an historische Formen angelehnt, in der Gestalt zeitgenössisch und in der Ausführung erkennbar handwerklich hergestellt“, so der Architekt Christian Pohl.
Ein Haus mit drei Fluchten
Das gestalterische Motiv der Fassade leitet sich aus den Begebenheiten des Ortes ab. Drei unterschiedliche Grundstücksfluchten kommen hier zusammen und finden ihren Wiederhall in den drei nach oben hin immer weiter auskragenden Linienführungen der Fassade. Als würde sich das Haus aus der linken Gebäudekante heraus auffächern, laufen alle drei Linien an einer Seite zusammen. Mit ihrer plastischen Struktur ist die Fassade auch eine zeitgenössische Transformation der benachbarten historischen Fassaden, die mit traditionellen Geschossbändern und verputzten Sockelgeschossen ihre Dreigeschossigkeit nach außen spiegeln. Die besondere Atmosphäre der Innenräume ist geprägt durch die Konzentration auf zwei Materialien – Holz und Sichtbeton – und durch den gekonnten Einsatz von Tageslicht.
Der vor Ort geschalte Sichtbeton wurde roh belassen und nicht nachbearbeitet, sodass er durch Fugen und handwerklich bedingte Versätze eine skulpturale Wirkung bekommt, die ihn fast selbst zum Objekt werden lässt. Die nur geölten Eichenholzdielen setzen dazu den Kontrast, der den Räumen Wohnlichkeit verleiht.
Ungewöhnlich aber gut gesetzte Dachverglasungen an den Traufen und im Firstbereich lassen indirektes Tageslicht bis tief ins Haus fallen. Bei Fenster- und Türgriffen hat man sich für das FSB-Modell 1242 entschieden. Er sei in seiner Einfachheit fast poetisch, sagt der britische Architekt Pawson über den sogenannten Reichsform-Drücker von Hans Poelzig, den er für FSB überarbeitet und in Bronze aufgelegt hat.
Im Haus am Buddenturm entsprechen die Griffe mit ihrer changierend matten Bronze-Oberfläche genau dem Konzept der materiellen Unverfälschtheit, das hehnpohl architektur vertritt. „Das Material strahlt Würde aus – gleichzeitig mag man es gerne anfassen, obschon es „kaltes“ Metall ist“, so die Architekt:innen selbst.
Die formale Klarheit und die Weichheit der Kanten des Modells unterstütze dabei den materiellen Eindruck und schaffe so einen Einklang von Material und Form. Für ihr gelungenes Werk sind die Architekt:innen bereits mit unterschiedlichen Preisen ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Häuser des Jahres Award 2019 und dem Sonderpreis ‚Bauen im historischen Kontext‘ beim Deutschen Ziegelpreis.
Objektdetails
Fotos: Roland Borgmann