Futurium Berlin
RICHTER MUSIKOWSKI Architekten
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Ein Zukunftsgefäß
In der Umgebung des Regierungsviertels sorgt der Bau des Futuriums, dessen interessante Kubatur sich nach Norden und Süden anhebt, mit seinen weit auskragenden Vordächern und seiner teils reflektierenden, teils transparenten Außenhaut für erfreuliche Abwechslung. Seit zwei Jahren bereits ist das von RICHTER MUSIKOWSKI Architekten konzipierte Gebäude fertig. Doch wie die Zukunft manchmal auf sich warten lässt, hat es nun, am 5.9.2019 offiziell eröffnet. Mit Erfolg – einem Monat später wurde bereits der 100.000ste Besuchende gezählt. In der dreiteiligen Ausstellung beschäftigt es sich mit dem künftigen Verhältnis des Menschen zu Technik, Natur und zu sich selbst. Doch ein klassisches Museum soll das Haus keinesfalls sein und die Ausstellungen stellen nur einen Teil seines Angebots dar. Der Wunsch war vielmehr ein Labor zu schaffen, in dem Menschen zukunftsträchtige Dinge ausprobieren können, und gleichzeitig einen Ort des Dialogs, an dem interdisziplinär die brennenden Themen unserer Zukunft debattiert und verhandelt werden können.
Für die beiden Architekten Christoph Richter und Jan Musikowski, die sich am Lehrstuhl Wohnungsbau an der TU Dresden kennengelernt hatten, war der offene Realisierungswettbewerb für das Futurium der erste gemeinsame Wettbewerb. Das gemeinsame Büro gründeten sie, nachdem sie den Wettbewerb gewonnen hatten und mit dem Bau bereits beauftragt worden waren. Solch ein junges Büro ist vielleicht genau der richtige Ansprechpartner, wenn es um ein Gebäude gehen soll, das sich mit der Zukunft, also mit bisher noch nicht Existentem beschäftigen soll. Doch die vorgegebenen Kriterien des ausgeschriebenen Wettbewerbs schlossen wahre Experimente von Vornherein aus.
Wie sieht zukunftsträchtige Architektur heute aus? Angesichts des rasanten Klimawandels sind selbst die neuesten ökologischen Techniken nicht ausreichend und müssen übermorgen bereits durch wieder neue überholt werden.
Selbstverständlich ist das Futurium ein Niedrigstenergiehaus geworden, natürlich steht ein Wald aus Solarpaneelen auf dem Dach und das Regenwasser wird über das geknickte Dach gesammelt und verwertet. Aber vor allem schafft das Gebäude einen architektonischen Rahmen, in dem die Erzählungen der Zukunft, die noch niemand kennt, stattfinden können. „Architektur muss zu den Betrachtern ebenso sprechen können wie ein Bild“, sagen die jungen Architekten. Sie wollen Architekturerlebnisse schaffen, die berühren und bei den Menschen Bilder auslösen.
Architektur und Objekt
Foto: © Klemens Renner
„Das Gefäß ist da und spannt einen erzählerischen Rahmen auf. Und bestenfalls schreibt die Ausstellung diese Erzählung fort,“ so die Architekten.
Dunkelheit und Licht
Muster spielen eine der Hauptrollen in dieser Architektur. Die Fassade besteht aus über 8.000 Kassettenelementen, die durch gefaltete Metallreflektoren und keramisch bedrucktes Glas ein changierendes wie transparentes Antlitz erzeugen. Über einen von Punkten überzogenen Platz erreicht man die Haupteingänge. Im sich eröffnenden Foyer führt eine Treppe in Punktoptik ins Obergeschoss. Die Decke des dortigen, dunkel gestalteten Ausstellungsraums ist mit einem Muster aus linearen Leuchtbändern versehen. Das im Untergeschoss angesiedelte „Futurium Lab“ ist mit schwarz eingefärbtem Sichtbeton und schwarzem Gussasphalt-Boden ebenfalls dunkel gehalten und beeindruckt mit einer Decke als Leuchtenschirm-Raster.
Das Foyer im Erdgeschoss hingegen, als zentraler Ort der Zusammenkunft ist licht und offen gestaltet. Helle Oberflächen prägen die Atmosphäre des Raums. Die Decke ist als weiße, hinterleuchtete Metallgitterdecke ausgeführt, die Wände sind weiß lackiert, der Boden ein heller Terrazzo. Tageslicht durchströmt den sechs Meter hohen Raum. In klarem Kontrast dazu stehen die schwarzen Türen, die das Innen und Außen wie auch Säle und Foyer verbinden. Das verleiht ihnen die in öffentlichen Gebäuden nötige Präsenz und erleichtert die Wege der Besuchenden. Dazu tragen auch die raumhohen Türelemente bei, die Oberlichter von drei Metern Höhe mit drei Meter hohen Türen verbinden.
In diesem Maßstab können die Türdrücker nicht zu „kleinlich und angehangen“ wirken, so die Architekt:innen. Deshalb haben sie sich für Beschläge entschieden, die klar in Erscheinung treten. In ihrer Edelstahl-Materialität kontrastieren sie mit den schwarzen Türen. Als eines der wenigen Elemente eines öffentlich genutzten Gebäudes, die man tatsächlich berührt, sollten die Türdrücker laut RICHTER MUSIKOWSKI auch hinsichtlich ihrer eigenen Ästhetik und Haptik mit besonderer Sorgfalt ausgewählt werden. Ihre Wahl fiel auf die FSB-Modelle FSB 1045: Sie „haben eine gute Form, sind „robust und langlebig und man fasst sie gerne an“.
Objektdetails
Fotos: © Schnepp Renou