Brönnerstraße 22, Frankfurt am Main

NKBAK Architekten

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Ziegel statt Kontrast

Ein bestehendes Gründerzeithaus in Frankfurter Innenstadtlage in den Innenhof hinein erweitern – das war die einfach lautende Aufgabe für den Neubau in der Brönnerstraße 22. Die Besonderheit der Entwurfsaufgabe zeigte sich in der unüblichen Hinterhofsituation: Der bestehende Hof war nicht wie gewöhnlich nach hinten geschlossen, sondern öffnete sich in Richtung des angrenzenden Peterskirchhofs. Bei diesem handelt es sich um den ältesten christlichen Kirchhof der Stadt. Entsprechend pittoresk und natürlich denkmalgeschützt ist die direkt an den zu bebauenden Innenhof grenzende Kirchhofmauer mit den vielen integrierten Grabsteinen.

Ursprünglich wollte sich das beauftragte Büro NKBAK von Nicole Kerstin Berganski und Andreas Krawczyk der denkmalgeschützten Mauer durch deutliche Kontrastsetzung im Material annähern. Die Denkmalbehörde war dagegen. In einer gemeinsamen Diskussion wurde der Anstoß für den endgültigen Entwurf gefunden. Dieser versteht sich nun als Weiterbau der aus Natursteinen gefügten Friedhofsmauer und wächst mit seiner Ziegelfassade gewissermaßen organisch aus ihr empor. „Wer einen Backsteinbau macht, muss den Stein ernst nehmen“, so Andreas Krawczyk. Und das haben die Architekt:innen getan und Ziegel in gleich drei verschiedenen Formaten für ihre Fassaden geschichtet.

Es ist ein kubischer Bau geworden, der sich aus unterschiedlichen Quadern zusammenfügt und dessen bunt sortierte, handgemachte Ziegel für Lebendigkeit sorgen. Der Rhythmus, der sich aus den unterschiedlichen vermauerten Steinformaten ergibt, wird bestimmend für die Größen und Verortungen der Fenster. Anstatt den Hof mit einem querliegenden Hinterhaus am Grundstücksrand zu schließen, haben die Architekt:innen sich die Freiheit genommen, den gesamten Hof in ihre Entwurfsüberlegungen einzubeziehen. Eine lebendige Landschaft aus ineinandergreifenden Innen- und Außenräumen durchzieht nun den vormaligen Hof.

Architektur und Objekt

Foto: ©Vanessa Fuentes

"Trotz der sehr komplexen Ausgangssituation mit einer denkmalgeschützten Friedhofsmauer und einem schwer zugänglichen Grundstück ist ein wunderschöner Bau entstanden. Die unterschiedlichen Außenflächen sind erhalten geblieben und steigern signifikant die Lebens- und Arbeitsqualität", so Robert Volhard, Gründer und Vorstand von Stylepark.

Nachverdichtung im Innenhof

Das Interessante ist, dass der Bau die bisherigen Außenräume keinesfalls zugebaut hat. Alle Freiflächen sind erhalten geblieben, sie haben sich nur verwandelt. Die Kubatur eröffnet zwei neue intime Höfe, die für hervorragende Lichtverhältnisse in den Innenräumen sorgen, sowie zwei Dachterrassen auf Höhe des ersten und des zweiten Geschosses. Eine Tatsache, die den realisierten Entwurf auch unter die fünf Finalist:innen des DAM Preises 2020 brachte. Denn die Frage, wie die Nachverdichtung der Innenstädte gelingen kann, ohne auf Kosten des Grünraums und der sozialen Orte zu gehen, ist eine der Dringlichsten in der heutigen Wohnraumknappheit der Großstädte.

In den beiden oberen Geschossen des Gebäudes ist jeweils eine Wohnung entstanden. Die Flächen im Erdgeschoss dienen dem auftraggebenden Architektur- und Designmagazin Stylepark als neue Büroräume. An die Büroflächen im Hochparterre des Altbaus sind sie über eine eingeschossige Verbindung angeschlossen. Alle Flächen zeichnen sich durch Offenheit aus, wenig Wände prägen den Raum. Zonierungen werden vielmehr durch Höhenunterschiede und damit einhergehende Stufen oder Podeste geschaffen. So entsteht ein Raumkontinuum, das unterschiedliche Atmosphären bereithält, sich aber nicht auf bestimmte Nutzungen festlegt.

Im Hause eines Designmagazins prägen ausgewählte Objekte den Raum. Wie die vielgliedrige Deckenlampe, die wie ein Schwarm Quallen an zarten Fäden durch die Atmosphäre schwebt. Die Räume wirken dennoch auf das Wesentliche konzentriert. Schränke wie die Einbauküche im Kaffeebereich verzichten auf Griffe. Die FSB-Griffe an Fenstern und Türen „unterstützen die Architektur im Hintergrund, ohne sich zu wichtig zu nehmen“, so die Architekt:innen. Entschieden haben sie sich für das Modell FSB 1144, das sie als warm, geschmeidig und schmeichelnd beschreiben. Aufgrund der angenehmen Haptik und Dauerhaftigkeit wurde es in Edelstahl verbaut.

Objektdetails

Fotos: ©Thomas Mayer

Standort

Brönnerstraße 22 Frankfurt am Main

Brönnerstraße 22
60313 Frankfurt am Main
Deutschland

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