Kantgaragen Berlin
Nalbach + Nalbach Johanne Nalbach
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Baudenkmal Hochgarage
Was das berühmte Schloss Chambord und die älteste Hochgarage Europas gemeinsam haben? Eine Rampe als Doppelhelix. Die 1929/1930 entstandenen Kantgaragen in Berlin Charlottenburg besitzen eine doppelhelixförmige Wendelrampe, die seinerzeit tatsächlich vom Treppenhaus des französischen Schlosses an der Loire inspiriert wurde. Und weil die Auffahrt, auf der sich der Gegenverkehr niemals begegnet, nicht die einzige architektonische Besonderheit des Baus ist, stehen die Kantgaragen heute mit Recht unter Denkmalschutz. Doch im Jahr 2013 brauchte es den Protest aus Kultur- und Architekturkreisen, um den Bau, der zuvor 55 Jahre lang als Garage mit Tankstelle und Reparaturwerkstatt gedient hatte, in die verstärkt öffentliche Diskussion zu bringen.
Der Bauherr Dirk Gädeke war von dem Gebäude begeistert und beauftragte Johanne Nalbach (Nalbach + Nalbach Architekten) mit der Planung. Bis dahin gab es trotz großem Interesse kein wirtschaftliches Konzept zur Rettung des Kantgaragen-Palasts. Durch die sensible und engagierte Planung der Architektin und ihrem Team kann man an den Kantgaragen auch heute wieder die weltweit einzige gläserne Vorhangfassade einer Hochgarage erleben. Durch eine dahinter gesetzte Glasebene konnte deren filigrane Struktur trotz heutiger technischer und energetischer Anforderungen erhalten werden.
Geplant wurde eine völlig neue Nutzung des ursprünglichen „singulären Verkehrsdenkmals von nationalem Rang“ – und dennoch bleiben die früheren Funktionen des Baus überall erlebbar. Der gesamte Planungsprozess geschah in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege. Durch den Einzug von stilwerk werden die Kantgaragen ein Ort, der mit Showrooms, offenen Ausstellungsflächen und Gastronomie genutzt wird. Die gewendelten Rampen dienen heute – wie die Guggenheim-Rampe – als eindrucksvoller Raum für wechselnde Ausstellungen. Am Ende der Rampen machen große Glastürelemente erlebbar, dass einst alle Geschosse befahrbar waren – und heute noch sind.
Architektur und Objekt
Foto: Nalbach + Nalbach Architekten, Professorin Johanne Nalbach
„Das Wunderbare an den Garagen ist, dass seit 1930 fast nichts verändert wurde. Die Original Heinrichs Boxen, in denen die Autos früher parkten, mit den einzigartigen Schiebetoren der Berliner Firma Paul Heinrichs, der Waschplatz, die gläserne Vorhangfassade auf der Rückseite des Gebäudes und die in Europa nur noch einmal vorhandene Doppelhelix-Wendelrampe – eine `Guggenheim-Rampe´, die sich perfekt für Ausstellungen eignet – alles ist noch da," schwärmt die Architektin von ihrem Projekt.
Historische Garagen-Architektur und modernes Design
Der alte Boden bewahrt die Erinnerung an die Fahrbahn, in drei Etagen wurden insgesamt sechs Original Parkboxen mit ihren alten Metalltüren auf Rollschienen eingebaut, die den Charme der Industrie erfahrbar machen; die Farbgebung Innen wie Außen wurde wiederhergestellt. Und doch ist dieser einstige „Ort des Luxus für das Automobil“, wo früher 300 Wagen parkten – jede Parkbox war abschließbar und mit Zentralheizung für die empfindlichen Karosserien sowie eigenen Elektroanschlüssen und Waschplätzen ausgestattet – heute ein Ort der Begegnung und des Designerlebens. Das Erdgeschoss bietet ein vielfältiges Angebot aus Gastronomie, Concept Store und vielem mehr. In den Geschossen befinden sich die Showrooms, ganz oben ein Veranstaltungsbereich. Verbindung ist die historische Rampe, die fließend von unten nach oben führt.
Direkt daneben plante Johanne Nalbach nach Abriss des eingeschossigen Werkstatt-Gebäudes ein Hotel mit 61 Zimmern, das heute stilwerk mit übernimmt. Mehr als eine weitere Urlaubsdestination, soll es eine Inspirationsquelle werden „für Designliebhaber, um Möbel in entspannter Atmosphäre persönlich zu erleben und zeitweise darin Probe zu wohnen“, beschreibt die Geschäftsführerin des Hotels das Konzept des Hauses.
Probegreifen kann man im stilwerk Kantgaragen die Türgriffe von FSB – Modell FSB 1267 an den HPL-Türen und FSB 1268 an den Stahlrahmentüren. „Mit der Hommage an Mies van der Rohe wird der Griff formal der Entstehungszeit der Kant-Garage gerecht und integriert sich durch sein schlichtes, zeitloses Design in die Architektursprache der Kant-Garage“, sagt die Architektin Johanne Nalbach selbst über ihre Auswahl. Verbaut wurden die Griffe in mattem Schwarz, ähnlich RAL 9005.
Objektdetails
Fotos: Ken Schluchtmann, diephotodesigner.de
Fotos: Ken Schluchtmann, diephotodesigner.de