Haus Fido Spröde
SSP Architekten
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Lebensrettende Maßnahmen
Jedes vor dem Abriss gerettete Haus ist ein kleiner Hoffnungsschimmer angesichts der derzeitigen klimatischen Lage des Planeten. Nicht bei jedem Gebäude bietet sich eine Sanierung oder Umnutzung auf den ersten Blick an. Aber die Dringlichkeit der Situation, der Wunsch, die im Gebäude steckende Energie wertzuschätzen und nicht zu vergeuden, lässt immer mehr Bauherr:innen und Architekt:innen genauer hinschauen. So auch den Architekten Thomas Schmidt vom Büro SSP, der sich in ein heruntergekommenes Einfamilienhaus der 1950er Jahre
im Süden Dortmunds verliebte. Das Architekturbüro SSP hat 2019 das Label GreytoGreen® ins Leben gerufen, das als Leitfaden dienen soll für das Entwickeln nachhaltiger Architektur.
Auf Grundlage ihrer Prinzipien haben die Architekt:innen auch in diesem Fall einen Weg gefunden, dem Haus durch möglichst minimale Eingriffe zeitgemäße Wohnqualität zu verleihen. So wurden, wo immer möglich, die verbauten Materialien erhalten oder wiederverwendet. Respektvoll wurde mit dem umgegangen, was bereits da war.
Erbaut wurde das Haus 1954 nach dem Entwurf des heute kaum bekannten Architekten Fido Spröde. Und auch wenn das Gebäude in keinem erfreulichen Zustand war, als Thomas Schmidt es fand, so hatte es doch geschafft, über 60 Jahre zu überdauern. Und Schmidt sagt: „Ein Gebäude, das schon 65 Jahre überstanden hat, wird für die nächsten 30 bis 40 Jahre bereitstehen, ohne neue Energie für das (Neu-)Bauen zu verschwenden.“
Architektur und Objekt
Foto: © Fabien Holzer
Es geht um den Blick fürs Ganze. Weniger, aber besser – dies könnte die Lösung sein,“ so fasst Thomas Schmidt vom Büro SSP seine Vorstellung von zukunftsfähiger Architektur zusammen.
Weniger aber besser
Als klassisches Siedlungshaus der Nachkriegsjahre folgt der Bau einer vollkommen simplen Struktur und spiegelt in seiner Kubatur die Urform des Hauses an sich wider. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die einfache Architektur durchaus gut gedacht ist. So eignen sich beispielsweise die klaren Grundrisse für gewünschte Wandlungen. Im Erdgeschoss konnte durch den Rückbau von zwei Wänden und drei Türen eine offene Raumstruktur geschaffen werden, die sich von Osten nach Westen durch das Haus zieht und so den Garten auf neue Weise in den Blick rückt. Die gesamte Materialität wurde von den Architekt:innen darauf geprüft, ob sie erhalten werden kann. Das klingt logisch und ist doch so wenig selbstverständlich.
Erhalten bleiben konnten neben den Tondachziegeln und der Fassade aus Fliesen und Naturstein unter anderem auch die aus der Erbauungszeit stammenden Holzfenster und Heizkörperverkleidungen. Der einzige sichtbare Eingriff im äußeren Erscheinungsbild ist die matt schwarze Verkleidung aus gefaltetem Blech, die nun den Windfang umschließt und sich als zeitgemäßes Material erkennbar macht. Laut Architekt:innen setzt der gewählte Grifftyp FSB 1023 bewusste Akzente zur Architektur der 1950er Jahre, hält sich aber dennoch zurück. Für die anwendende Person sei der Griff in technischer wie funktionaler Hinsicht optimal. Die Türgriffe in Aluminium Natur bilden einen leichten Kontrast zur Farbe der Türen.
Die Fenstergriffe hingegen wurden in schwarzem Aluminium verbaut und heben sich von den Fenstern kaum ab. In naher Zukunft wird allerdings noch einmal umgerüstet: alle Fenstergriffe werden gegen den FSB 1226 in Alu Natur ausgetauscht, der 1023 an den Türen bleibt. So ist das 1950er-Jahre geprägte Design des FSB 1023 unter einem Dach vereint mit dem FSB 1226, der mit seinen schönen Formübergängen und der modernen klaren Linienführung die gelungene Transformation von Haus Spröde in die heutige Zeit unterstreicht. Der architektonische Umgang mit Haus Fido Spröde brachte SSP eine Auszeichnung beim internationalen Häuser-Award 2022 ein, den G+J und der BDA gemeinsam verleihen.
Objektdetails
Fotos: © Joachim Schumacher