Hallenbad Ost Kassel
KM Architekten
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Umnutzung eines Bauhaus-Gebäudes
Für viele Architekt:innen dürfte es ein Traum sein, ein Gebäude der Bauhaus-Ära zu besitzen. In Erfüllung gegangen ist er für das Büro KM Architekten um Keivan Karampour, Marc Köhler und Thomas Meyer. Es ist ein ungewöhnliches Objekt, dass sich die Architekten gekauft haben, um darin unter anderem ihre eigenen Büroflächen unterzubringen: Ein Schwimmbad. Das ehemalige Hallenbad im Kasseler Stadtteil Bettenhausen hatte seit 2007 leer gestanden. Geschlossen wurde es, weil erste Betonteile von der sanierungsbedürftigen Decke gefallen waren und die Stadt sich die Sanierung nicht leisten konnte.
Erbaut nach den Plänen der Kasseler Architekten Ernst Rothe und Hermann Jobst, feierte das Schwimmbad 1930 Eröffnung unter dem Motto: Waschen ist gut, Baden ist besser, Schwimmen ist am allerbesten. Teil des ursprünglichen Grundrisses waren auch Waschbereiche, die der Körperpflege dienten. Die neue Nutzung trägt der Tatsache Rechnung, dass sich der als wichtiges Einzeldenkmal geschützte Bau auch städtebaulich in prägnanter und bedeutsamer Lage befindet.
Zwischen Innenstadt und dem industriell geprägten Osten von Kassel gelegen und umgeben von großen Grünflächen mit Beuys‘schen Eichen kann der neue Ort eine belebende Rolle spielen in der Entwicklung der östlichen Stadtteile. Mit seiner gemischten Nutzung bietet er sich dafür geradezu an. Heute hält der Bau Raum für Büros und Arztpraxen bereit, schafft dabei aber gleichzeitig eine große Fläche für diverse Kulturveranstaltungen, wie Ausstellungen, Konzerte und Events. Der besondere Charakter des ehemaligen Schwimmbads kommt dabei allen Nutzungen zugute.
Architektur und Objekt
Foto: © Harry Soremski
„Wir haben uns für die schlichten Drücker von Hans Kollhoff entschieden, da in den Drückerentwurf Gestaltungselemente der 1930er Jahre eingeflossen sind. Dies in Kombination mit eckiger Rosette wirkt wie für unser Haus entworfen,“ erläutern die Architekten ihr bis ins Detail stimmiges Gesamtkonzept.
Von der Schwimmhalle zum Kulturort
Die länglichen grünen Schwimmbadfliesen an den Wänden prägen weiterhin die Räume. Auch Teile des alten Bodenbelags und die Fensterbänder mit ihrer zeittypischen Gliederung konnten erhalten werden. Die Architekten haben sich auf die Stärken des Baus bezogen und besonnen saniert. Die notwendigen Einbauten, um die neuen Büroräume von der zentralen Schwimm- bzw. Kulturhalle abzutrennen, sind reduziert gehalten und geben sich dabei klar als neue Schicht zu erkennen.
Heute trennen raumhohe Glaswände die Arbeitsbereiche vom zentralen Kultur- und Gemeinschaftsraum. Rückbaubare und flexible Einbauten aus Holz organisieren die Flächen. Selbst das Schwimmbecken ist im Grunde erhalten geblieben und verleiht der zentralen Halle ihr ganz besonderes Flair. Auf Höhe der ehemaligen Wasseroberfläche wurde das Becken allerdings mit einer Betondecke versehen, auf der man in loungigen Sesseln nun gewissermaßen wie auf Wasser sitzt. Unter der Oberfläche befindet sich ein Lager.
Der Bauhaus-Entwurf des Hallenbades Ost ist in seiner Architektur schnörkellos und reduziert. So haben die Architekten mit dem Modell FSB 1163 einen ebenfalls zurückhaltenden Drücker gewählt. Die prägenden Farben des Gebäudes sind Schwarz, Weiß und gedecktes Grün. So wurden die Griffe dazu passend in schwarz verbaut. Trotz seiner Zurückhaltung macht die eckige Form den Griff zu etwas Besonderem – und das hat die Architekten überzeugt. Die Wahl fiel am Ende auf die runden Rosetten, die noch mal einen interessanten Kontrast zur kantigen Form des Drückers schaffen.
Objektdetails
Fotos: © Katharina Jaeger, fotografische Werkstatt