25hours Hotel, Zürich Langstrasse

Werner Aisslinger

Zwischen Schickeria und zwielichtigem Milieu

Viele Hotels bieten heute mehr als einen Schlaf­platz. Sie ziehen mit ihrem Angebot neben Über­nach­tungs­gästen auch Ein­hei­mi­sche an. Die Hotel­kette 25hours ver­folgt seit über zehn Jahren diesen Trend. Jedes Haus, neun gehören mitt­ler­weile zum Port­folio, wird dafür indi­vi­duell gestaltet, mit orts­spe­zi­fi­schen Themen bespielt.

Neuster Zugang ist das Hotel Zürich Lang­strasse, das mit seiner beson­deren Lage zwi­schen Euro­paallee und Lang­stras­sen­quar­tier den bisher viel­leicht span­nendsten und schwie­rigsten Kontext bot. Wie schon beim Bikini Berlin zeichnet auch hier das Studio Aiss­linger für die Innen­raum­ge­stal­tung ver­ant­wort­lich. Nicht jeder mag sich mit dem neuen Stadt­teil anfreunden, der sich entlang der Bahn­gleise vom Zürcher Haupt­bahnhof bis zur Lang­strasse erstreckt.

Seit 2009 wird, basie­rend auf einem Mas­ter­plan von KCAP Archi­tects&Plan­ners, ein Areal von 78.000 m² bebaut. Noch bis 2020 ent­steht dort ein viel­fäl­tiger Nut­zungsmix, der Gewerbe-, Ein­zel­han­dels- und Büro­flä­chen, hoch­prei­sige Woh­nungen oder auch eine Hoch­schule umfasst. An ihrem west­li­chen Ende grenzt die Euro­paallee an das Lang­stra­ßen­quar­tier im Kreis 4, ein hete­ro­genes Viertel, das durch sein Rot­licht­mi­lieu, kleine Gale­rien, Läden und Bars sowie eine bunt gemischte Bevöl­ke­rung geprägt ist. Genau an dieser Stelle, wo das schicke Neu­bau­viertel auf seinen wilden Nach­barn trifft, befindet sich in einem schlichten Solitär das neue 25hours Hotel. Rea­li­siert wurde der sie­ben­ge­schos­sige Bau zusammen mit einem angren­zenden Wohn- und Geschäfts­haus vom Zürcher Büro e2a eckert eckert archi­tekten.

Mit seiner dunklen Fassade aus Glas­fa­ser­beton und den großen Fens­ter­rahmen aus pul­ver­be­schich­tetem Alu­mi­nium zeigt sich der Bau als beinah schwarzes Volumen. Im Inneren geht es dagegen far­ben­froh und mit einem Mate­rial- und The­menmix zur Sache: Rohe Sicht­be­ton­de­cken treffen auf glän­zende Ober­flä­chen, säge­r­aues Holz und bunte Stoffe.

Architektur und Objekt

Foto: Steffen Jänicke

Für die Gestal­tung des Hotels ent­wi­ckelten Werner Aiss­linger und sein Team das Konzept „Pocket Uni­verse“: „Wir wollen das Auf­ein­an­der­prallen von zwei Welten an diesem Ort mit einem Augen­zwin­kern ein­fangen und das Hotel als eigenes kleines Uni­versum in Szene setzen.“

Vom Rotlichtviertel inspiriert

Wer dieses „Uni­versum“ betritt, gelangt zunächst an die Rezep­tion, die zugleich ein Leih­haus ist. Hier können die Gäste an manchen Tagen etwas für eine Über­nach­tung in Zahlung geben oder einen Gegen­stand erstehen. Für den Anfang haben die Gestalter:innen die großen Glas­vi­trinen bereits mit Fund­stü­cken aus Bro­cken­häuser befüllt – so heißen die Trö­del­läden in der Schweiz.

Und auch im Erd­ge­schoss mit Restau­rant, Bar und Lobby sowie dem ersten Ober­ge­schoss mit Lounge- und Arbeits­be­reich, wurde Vin­ta­ge­mo­bi­liar zwi­schen die neuen Desi­gner­möbel gemischt. Für die 170 Zimmer dienten das Rot­licht­viertel, die Belle Epoque und die großen Metro­polen als Inspi­ra­tion.

Die Farben gehen von kräf­tigen Rot- und Lila­tönen in den „Red Light“-Geschossen über zu gedecktem Pastell in der Bel Etage und schließ­lich zu küh­leren Grün- und Blau­tönen in den beiden Pent­house-Ebenen. Die Möbel wurden größ­ten­teils selbst ent­worfen, star­tete Aiss­linger seine Kariere doch als Möbel- und Pro­dukt­de­si­gner. So ist es nur kon­se­quent, dass der von Aiss­linger selbst erschaf­fene Tür­drü­cker FSB 10 1226 für die Hotel­zimmer gewählt wurde.

Durch die Ver­tie­fung am Rota­ti­ons­punkt für den Daumen und die abge­run­deten Kanten liegt er ange­nehm in der Hand und besticht zugleich durch sein modernes, gerad­li­niges Design.

Damit ver­bindet er, wie auch die Zim­mer­aus­stat­tung, Komfort mit Stil und Raf­fi­nesse. Wer ein wenig Zeit mit­bringt, kann im 25hours zahl­reiche kleine Details ent­de­cken, die mit einem Augen­zwin­kern auf den beson­deren Kontext des Hotels reagieren. Sei es ein Pater­noster, der ver­schie­dene Fan­ta­sie­welten auf- und abfahren lässt oder ein vom Künstler Tobias Reh­berger gestal­tetes Flie­sen­kunst­werk, das mit Motiven aus dem Rot­licht­mi­lieu spielt.

Ihnen gemein ist die Ori­en­tie­rung hin zum Lang­stra­ßen­quar­tier, wodurch das Hotel eine Annä­he­rung an seinen bunten Nach­barn unter­nimmt.

Objektdetails

Fotos: 25hours

Standort

25hours Hotel

Lang­strasse 150
8004 Zürich
Schweiz

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