Melissa Kunstein

otl.gram

„Otl Aichers außer­ge­wöhn­liche Gedan­ken­gänge über tief­grün­dige aber auch scheinbar banale Themen können zu ganz neuen Gedan­ken­an­sätzen führen.“

100 Jahre Otl Aicher. Das wird gefeiert.

Melissa Kunstein

Überall in Deutsch­land finden zum 100. Geburtstag zu Ehren Aichers Ver­an­stal­tungen und Vor­träge statt, die zeigen, dass seine Arbeit immer noch, wenn nicht sogar aktu­eller denn je, ist. Die Begeis­te­rung für den Cha­rakter und die Person Otl Aicher ver­an­lasst uns seinen Spuren zu folgen. Wie können wir ihn und seine Gedanken heute ins Gespräch bringen?

Pro­jekt­idee
Die meisten Men­schen, denen der Name Otl Aicher etwas sagt, kommen aus Berei­chen wie Grafik, Design oder Archi­tektur. Men­schen, denen im Beruf oder in der Aus­bil­dung die Arbeit Aichers begegnet ist und die deren Rele­vanz und Trag­weite, auch für die heutige Zeit, begreifen und ver­stehen. Aber muss es bei dieser Ziel­gruppe bleiben? Kann Otl Aicher nicht noch viel mehr Men­schen etwas lehren? Nicht nur als Desi­gner, sondern als der Mensch, der er war. Ich denke ja.

Mich inspi­rierte das Projekt des SWR und BR, in dem, anläss­lich des 100. Geburts­tags Sophie Scholls, ein Ins­ta­gram Profil in ihrem Namen ein­ge­richtet wurde. Bei dem Projekt wurde ihre Geschichte, wie in einer Nach­ver­fil­mung, auf Ins­ta­gram dar­ge­stellt. Ähnlich möchte ich Otl Aicher in die Sozialen Medien bringen. Genauer gesagt auf Ins­ta­gram. Dabei dachte ich jedoch nicht an eine Nach­er­zäh­lung seines Lebens. Niemand soll Otl Aicher spielen, ihn spre­chen oder dar­stellen. Ich wollte Otls Per­sön­lich­keit auf der Platt­form Ins­ta­gram abbilden, und seinen Cha­rakter, seine Arbeits­weise und alles, was ihn aus­macht mit den Vor­zügen, die Ins­ta­gram bietet, dar­stellen.

Ins­ta­gram ist eine App, deren Funk­tion es unter anderem ist, Men­schen zu inspi­rieren. Und genau das konnte Otl Aicher beson­ders gut. Seine unkon­ven­tio­nelle Art sich mit Themen aus­ein­an­der­zu­setzen, macht ihn so beson­ders. Diese Schnitt­stelle sollte also die Basis für mein Profil otl.​gram dar­stellen.

Ziel­gruppe
Da Ins­ta­gram grund­sätz­lich für jeden zugäng­lich ist, sollen mit otl.​gram viele ver­schie­dene Men­schen erreicht werden. Zur pri­mären Ziel­gruppe gehören zunächst Men­schen aus dem Design- und Gra­fik­be­reich. Aber auch Otl Aicher war nicht nur Gra­fik­de­si­gner. Somit ist auch otl.​gram ein Ort für alle, die sich mit Grafik & Design aber auch mit dem Denken an sich befassen. Otl Aichers außer­ge­wöhn­liche Gedan­ken­gänge über tief­grün­dige aber auch scheinbar banale Themen können zu ganz neuen Gedan­ken­an­sätzen führen. So haben Aicher und seine Arbeit, auch heute noch, eine unver­kenn­bare Wirkung auf Men­schen.

Der Post

Jeder Post ist als Karus­sell-Post auf­ge­baut, der aus meh­reren Seiten besteht, die sich durch ein Schieben nach links aus­wählen lassen. Die erste Seite besteht immer aus einer Zahl, ange­führt von einem Hashtag, welcher diese zu einer Num­me­rie­rung werden lässt. Dieser impli­ziert den Nutzer:innen, dass es noch weitere Posts zu diesem Thema geben könnte und ani­miert, das Profil anzu­wählen, um weitere Posts ent­de­cken.

Die Striche oben und unten ordnen das sonst sehr schlichte Design ein und ver­leihen der Num­me­rie­rung mehr Wirkung im Raum. Durch die immer abwech­selnde Posi­tio­nie­rung der Striche ent­steht, wie rechts zu sehen, ein Muster, welches sich mit jedem neuen Post erwei­tert. Das Muster bleibt also immer bestehen, ver­schiebt sich ledig­lich.

Der Kon­trast, der durch den abwech­selnd schwarzen und weißen Hin­ter­grund ent­steht, ver­stärkt die Wirkung des Musters im Gesamt­bild und gleicht zudem einem Schach­brett. Schach als Spiel, welches von seinen Regeln und fest­ge­legten Zug­mög­lich­keiten defi­niert wird, gleicht meiner Meinung nach beson­ders der Arbeits- und Denk­weise Otl Aichers. Es gibt klare Struk­turen binnen derer man sich jedoch frei bewegen kann.

Zu guter Letzt geben die Zusätze „Otl Aicher“ und „100“ einen ersten Hinweis auf den Kontext des fol­genden Inhalts. Auf die erste Sequenz, das Titel­blatt des Posts, welches die Neugier der Nutzer:innen wecken soll, folgen noch zwei weitere Sequenzen im Design der ersten Sequenz. Die zweite Sequenz ist die Haupt­se­quenz.

Hier ist das jewei­lige Zitat mittig im Post plat­ziert. Dar­unter befindet sich der Name „Otl Aicher“, sodass die Her­kunft des Zitats sofort erkannt und diese bei erneutem Zitieren, zum Bei­spiel unter einem eigenen Post, wie auf Ins­ta­gram üblich, ange­geben werden kann.

Auf der letzten Sequenz werden die Nutzer:innen per­sön­lich ange­spro­chen. Sie erhalten Infor­ma­tionen über nächste Uploads und werden durch ein „call to action“ ani­miert, dem Profil zu folgen und somit keine Bei­träge mehr zu ver­passen. Ein Akti­vieren der „Glocke“ durch viele Fol­lower:innen sorgt dafür, dass die Bei­träge mehr Per­sonen ange­zeigt werden, die dem Profil noch nicht folgen. Hinzu kommen Post-Beschrei­bung und Hash­tags: In der Post-Beschrei­bung befindet sich das im Post ent­hal­tene Zitat, ange­führt von der ent­spre­chenden Num­me­rie­rung. Darauf folgt eine Ansprache an die User:innen. Hier kann zum Bei­spiel ein Teaser auf den Inhalt des dar­auf­fol­genden Bei­trags oder auch eine Frage plat­ziert werden. Das erneute Ein­be­ziehen von User:innen ist wichtig, um das Enga­ge­ment auf dem Profil zu stei­gern, was erneut dazu führt, dass ein­zelne Posts oder sogar das Profil mehr Men­schen vor­ge­schlagen werden.

Auch die rich­tigen Hash­tags sind für einen erfolg­rei­chen Post und seine Sicht­bar­keit von Bedeu­tung. otl.​gram ist das Profil rund um das Projekt. Der Fokus des Profils liegt auf dem Ver­öf­fent­li­chen von Bei­trägen. Diese the­ma­ti­sieren ver­schie­dene Gedanken & Eigen­arten Otl Aichers in Form von Zitaten von ihm. Somit ent­steht für jeden nach und nach ein guter Ein­druck davon, wer Otl Aicher war.

Durch ein Schieben nach links können Nutzer:innen bei Ins­ta­gram die jewei­ligen Sequenzen eines Karus­sell-Posts anwählen.
© Melissa Kunstein

INHALT AUS ZITATEN

Die ver­schie­denen Sequenzen eines Posts von otl.​gram:​ Titel­blatt.
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Die ver­schie­denen Sequenzen eines Posts von otl.​gram:​ Zitat.
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Die ver­schie­denen Sequenzen eines Posts von otl.​gram:​ Per­sön­liche Ansprache der User:innen.
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Warum man auf otl.​gram nur Zitate findet? Sicher gibt es über Otl Aicher noch viel mehr zu erfahren, lernen und zu wissen als das, was diese Zitate wie­der­geben können. Der Account otl.​gram soll die (heutige) Rele­vanz Aichers zeigen. Und was ist bestän­diger als Worte?

Aichers Worte sollen zum Nach­denken aber auch zum gemein­samen Gespräch ein­laden. So halten wir sein Werk und vor allem seine Gedanken, die ihn als Men­schen aus­zeichnen, lebendig. Zudem sind krea­tive, inspi­rie­rende und außer­ge­wöhn­liche Zitate einer der Haupt­be­stand­teile von Ins­ta­gram.

Nutzer:innen ist es wichtig, ihre eigenen Bei­träge mit eben solchen Zitaten zu ver­sehen. Sie drücken so Gefühle und Gedanken aus, ohne dabei zu viel von sich als Person preis­geben zu müssen.

Zitate helfen dabei, Stim­mungen einen beson­deren Aus­druck zu ver­leihen, sodass sich auch andere Nutzer:innen in die gleiche Situa­tion ver­setzen können, ohne genaueres wissen zu müssen.

Ausblick und Fazit

Die Bei­träge, also Posts, sind die Grund­lage von otl.​gram. Das Profil könnte aber im wei­teren Verlauf noch durch andere Funk­tionen, die Ins­ta­gram bietet, erwei­tert werden. So wäre eine, an das neue Zitat ange­lehnte, Frage in einem Story-Format eine gute Mög­lich­keit, noch weiter mit den Fol­lower:innen in Kontakt zu treten und Gedanken aus­zu­tau­schen.

Auch eine Art Sneak-Peek, welche einen Hinweis auf das neue Zitat gibt, wäre eine gute Mög­lich­keit das Enga­ge­ment auf dem Profil aktiv zu halten und gleich­zeitig Span­nung bei den Fol­lower:innen auf­zu­bauen. Ich finde otl.​gram stellt eine span­nende Mög­lich­keit dar, wie man Men­schen und ihr Wesen vor­stellen kann und das in einer der Zeit ange­passten Art und Weise.

Inhalte werden in kleinen Happen prä­sen­tiert, bei denen jeder selbst ent­scheiden kann, wie viel er davon sehen möchte. Mög­li­cher­weise kann Ins­ta­gram so in Zukunft nicht nur als Unter­hal­tungs­platt­form dienen, sondern auch neu­auf­be­reitet Inhalte ganz anderen Men­schen zugäng­lich machen als zuvor.