Helen Viola Müller

the touch

„‚Wenn sich die Hand nicht nur bei der Arbeit öffnen kann, sondern auch beim Spielenʹ Dieses Zitat von Otl Aicher war der Aus­gangs­punkt für meine Ideen und Gedanken: Ein Tür­griff, der nicht nur das Auge, sondern auch die Hand anspricht.”

Hart und weich, kalt und warm

Helen Viola Müller

Der erste Teil des Pro­jekts bestand aus einer Feld­studie auf den Straßen unserer Umge­bung. Unter­su­chungs­ge­gen­stand waren die ver­schie­denen Ein- und Aus­gänge. Mein Inter­esse galt beson­ders Keller-Ein­gängen, die oft schäbig, eng und ver­nach­läs­sigt wirkten. In der dar­auf­fol­genden Phase unter­suchte ich die ver­schie­denen Mecha­nismen zum Öffnen und Schließen einer Tür.

Dabei weckte die unge­wöhn­liche Kon­struk­tion des Dop­pel­stan­gen­sys­tems von Klemens Torggler mein Inter­esse. Durch die zwei großen Paneele, die sich ohne sicht­bare Schar­niere zu bewegen scheinen, wirkte dieser Mecha­nismus fast magisch und schwe­relos. Um das Rätsel für mich zu lösen und besser nach­voll­ziehen zu können, ver­suchte ich, die Torggler-Tür aus Karton und Kapa­line nach­zu­bauen. Dies erwies sich als anspruchs­voller und kom­pli­zierter als erwartet.

Wo waren die Dreh­punkte der Platten? Wo waren die Dreh­punkte der Paneele? Wo befanden sich die Griffe? Diesen Fragen ging ich allein durchs Pro­bieren, Schei­tern und wieder Pro­bieren auf den Grund. Nach unserem inspi­rie­renden Rund­gang durch das Werk und den Show­room von FSB, wandte ich mich dem Thema „Tür­griffe“ zu. Ich kon­zen­trierte mich dabei auf die Haptik und expe­ri­men­tierte mit Mate­rial. Ziel war es, die hap­ti­sche und ästhe­ti­sche Qua­lität des Griffs zu stei­gern. Bei der Recherche zu den Vor- und Nach­teilen unter­schied­li­cher Mate­ria­lien erschien mir Kork ein inter­es­santes Mate­rial zu sein. Es ent­sprach auch meinem Inter­esse für einen Mate­ri­almix, in dem Fall Kork und Metall mit ihren kon­trast­rei­chen Eigen­schaften: hart und weich, kalt und warm.

Metall fasst sich glatt und kühl an und ist zudem gut formbar. An Mate­rial Kork gefällt mir, dass dessen Ernte als umwelt­freund­lich gilt. Er wird aus der Rinde der Eiche gewonnen, die abge­schält wird, ohne den Baum zu fällen oder zu beschä­digen.

Das Mate­rial ist recy­celbar und abrieb­fest. Es wird z. B. zur Her­stel­lung von Schuhen und Sitzen ver­wendet. Wenn es um Sicher­heit in Woh­nungen geht, ist dieses Mate­rial feu­er­hem­mend.

Dop­pel­stan­gen­system: Pro­totyp aus Karton und Kapalin (1)

Dop­pel­stan­gen­system: Pro­totyp aus Karton und Kapalin (2)

Dop­pel­stan­gen­system: Pro­totyp aus Karton und Kapalin (3)

Dop­pel­stan­gen­system: Pro­totyp aus Karton und Kapalin (4)

Skizzen der ver­schie­denen Modelle

Hallo Haptik!

Pro­to­ty­penbau mit Sty­ropor und Kork

Im ersten Schritt beschäf­tigte ich mich mit dem Finden einer Grund­form für den Tür­griff. Wichtig war es dabei, dass ich das Kork­ma­te­rial gut in die Form inte­grieren konnte.

Der Haupt­körper des Tür­griffs soll aus Edel­stahl gefer­tigt werden, aber gleich­zeitig größere Flächen Kork ein­betten, um eine gewisse Wärme bei der Nutzung zu gene­rieren. Diese stünde dann in wir­kungs­vollem Kon­trast zur hel­leren Farbe und der Kühle des Stahls. Nach einigen Skizzen formte ich die Grund­form meines Tür­griffs aus Sty­ropor und schnitt Teile davon aus und ersetzte sie durch Kork.

Die ersten Ver­suche im Modell mit Kork­matten waren zeit­auf­wendig und nicht zufrie­den­stel­lend. Ein großer Kork­block (Yog­ab­lock) erwies sich dann als ein bes­seres Mate­rial zum Arbeiten. Ich habe mich dafür ent­schieden, das Modell mit grö­ßeren Kork­t­eilen zu bauen. Der Kork­teil wurde für den glatten und weichen Teil des Griffs ein­ge­setzt, weil es dem Benutzer:innen die neue und inter­es­sante hap­ti­sche Erfah­rung bewusster macht.

Modell mit Streifen aus Kork im Detail

Die finalen Griffe

Die finalen Griffe

Die finalen Griffe