Das Baukunstarchiv NRW eröffnet in Dortmund
Ende gut, alles gut
Wie ein abrissbedrohter Museumsbau und ein heimatloses Archiv zusammenkommen? Durch einen kontroversen, öffentlichen Prozess, der beide zum Baukunstarchiv NRW verbunden hat. An diesem Sonntag, 4. November 2018, feiert das Archiv die Eröffnung in den sanierten Räumen des ehemaligen Museums am Ostwall. Dort sind ab sofort Architekturnachlässe zugänglich für Forschung und breite Öffentlichkeit.
„Weiter-Bauen, ohne den Charakter und die vorgefundenen Qualitäten einzubüßen – dieses Ziel wurde durch die Kombination zeitgemäßer Technologien mit gebrauchstauglichem Bestand in unserem Konzept verwirklicht“, erläutert Architekt Michael Schwarz. Der substanzschonende Umbau von Spital-Frenking + Schwarz Architekten mit einer Bibliothek, Archiven, Büros, Leseräumen und Seminarsälen bezieht die wechselvolle Geschichte des Gebäudes mit ein. Für ein zentrales Architekturarchiv wurden lange quer durch Nordrhein-Westfalen Standorte wie etwa die Zeche Zollverein in Essen gesucht.
Das 2007 an der TU Dortmund initiierte Baukunstarchiv lagerte aus Platzmangel zwischenzeitlich in schwer zugänglichen Depoträumen. Erst der Umzug des Museums des 20./21. Jahrhunderts in das Dortmunder U im Jahr 2010 und die hitzige Debatte um den drohenden Abriss des leerstehenden Kulturbaus am Ostwall eröffneten eine dauerhafte Perspektive für die Einrichtung des Baukunstarchivs. Im Dezember 2014 beschloss der Rat der Stadt Dortmund die miet- und abgabenfreie Nutzung des Museumsgebäudes durch das Baukunstarchiv.
Mit Architekturzeugnissen wie dem Nachlass Josef Paul Kleihues zieht das Baukunstkunstarchiv NRW in einen ehemaligen Verwaltungsbau preußischer Schule ein, den der Berliner Architekt Gustav Knoblauch ursprünglich für das Oberbergamt konzipierte. Im Jahr 1875 wurde in prominenter Lage am Ostwall der dreigeschossige, symmetrische Verwaltungsbau mit Attikageschoss und Direktorenwohnung eröffnet.
Äußerlich kaum verändert, wandelte 1911 Stadtbaurat Friedrich Kullrich den Funktionsbau in das Städtische Kunst- und Gewerbemuseum um. Im Zentrum liegt seither ein lichtdurchflutetes Atrium, für das Kullrich den schmalen Innenhof seitlich erweiterte und mit einer genieteten Stahlkonstruktion mit abgehängter Lichtdecke überdachte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte die Museumsdirektorin Leonie Reygers das beschädigte Haus weiter zum Museum am Ostwall mit einer sachlichen 1950er-Anmutung. Das Städtische Hochbauamt trug das Ober- und Attikageschoss zugunsten von Oberlichtern in den Ausstellungsräumen ab, die heute als tagesbelichtetes Archiv mit Arbeitsplätzen genutzt werden. Eine homogene, sandfarbende Ziegelfassade umhüllt seitdem den Baukörper und verdeckt die historistische Backsteinfassade.
Getragen von der Architektenkammer NRW, der Ingenieurkammer-Bau, der Stiftung Deutscher Architekten und einem Förderverein, zieht das Baukunstarchiv in ein statisch, energetisch und brandschutztechnisch ertüchtigtes Haus.
Durch das Foyer am Ostwall betreten Besucherinnen und Besucher den Lichthof und den angrenzenden, erhöhten Gartensaal mit Terrasse zum rückseitigen Skulpturenpark. Beide können für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt werden. Für längstens fünf Jahre vermietete Flächen im Sockel- und Erdgeschoss bieten Raum für das zukünftige Wachstum des Archivs.
Die mittige, zweigeschossige Bibliothek wird im Oberschoss von Archivräumen flankiert. Eine filigrane Stahltreppe der 1950er Jahre erschließt intern die Ebenen und wirkt in einem Glaserker mit Blickbeziehungen in den Stadtraum hinein.