Schwarzes Haus, Breitbrunn am Ammersee
BUERO WAGNER
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Der Architekt Robert Mallet-Stevens (1886 – 1945) war derjenige, der auf die Idee kam, einen Rundstab zu trennen und mittels Gehrung wieder zusammenzusetzen. Seine Kreation ist heute als „Frankfurter Modell“ bekannt. Die Türklinke wurde beim Neubau des Architekturmuseums wiederentdeckt und eroberte in Windeseile den Markt.
Ein Plädoyer für die Vielfalt des Bauens
Die Forderung, die europäischen Städte nachzuverdichten, ist heute in aller Munde. Dass das Konzept aus ganz unterschiedlichen Gründen auch im ländlichen Raum sinnvoll ist, ist weit weniger präsent. In den vergangenen Jahrzehnten wurden Landschaften zersiedelt, die Innenstadtkerne kleinerer Städte zunehmend verödet, in dem große neue Einkaufs-“Zentren“ an die Ränder gebaut wurden. Zudem steigen in attraktiven Wohngegenden die Preise für Bauland. In der Nähe von München, in Breitbrunn am Ammersee ist zwischen einem Bürogebäude und einem Einfamilienhaus aus den 1980er Jahren ein kleines architektonisches Juwel entstanden, das den noch bebaubaren Rest eines bereits bebauten Grundstückes ausnutzt.
Konzeptionell widersetzt es sich der in weiten Teilen einförmigen Welt der Einfamilienhäuser und fügt ihr einen prägnanten schwarzen Tupfer hinzu. Mit seiner Hülle aus verkohltem Holz hebt sich das „Schwarze Haus“ vom Bestand ab und entwickelt seinen besonderen Charakter trotz oder auch gerade wegen seiner minimalistischen Architektursprache.
Da nur noch 80 weitere Quadratmeter auf dem insgesamt 2000 m² großen Grundstück bebaubar waren, ist auch das Raumprogramm des kleinen, für ein Paar konzipierten Hauses reduziert auf das Notwendige: Im Erdgeschoss befindet sich ein offener Wohn- und Essbereich, Schlafzimmer mit Bad und das separate WC liegen im Souterrain.
Die Grundidee des Architekten Fabian A. Wagner und seines Büros war es, das Haus als eigenständigen und unabhängigen Bau zu erkennen zu geben. Er sollte nicht der Architektur des Bestands folgen, sondern der Topographie des Grundstücks. So setzt sich der Entwurf aus zwei unterschiedlichen, ineinandergreifenden Volumen zusammen. Ein Quader mit Flachdach legt sich direkt an den Bau des bestehenden Einfamilienhauses und bildet den Eingangsbereich. Ein größerer Baukörper mit Giebeldach schafft die Verbindung zum höhergelegenen Garten.
Architektur und Objekt
Foto: © Niko Schmid-Burgk
„Wir wollten nicht, dass das Haus der Architektur der bestehenden Gebäude folgt, sondern der Topographie“, so der Architekt Fabian Wagner, „sodass es als unabhängiges Bauwerk wahrgenommen wird.“
Minimalistischer Materialkanon und Oberflächen ohne Chemie
Durch den ausgenutzten Höhenvorsprung des Geländes zwischen Souterrain, Eingangsebene und Terrasse entstehen auch im Inneren des Gebäudes unterschiedlich hohe Räume, die sich mit ihren Nutzungen ineinanderschieben und überlappen. In Richtung Garten ist die Betonstruktur des Hauses weit ausgeschnitten. Zwei riesige Pivot-Fenster bilden die nordwestliche Ecke des Hauses. Dreht man sie in ihren Angeln, fließt der Innenraum ins Freie, während die weit nach außen stehenden Fensterflügel der Terrasse Struktur geben. Das Interieur ist geprägt vom Einsatz weniger, schlichter und naturbelassener Materialien. Die Sichtbeton-Oberflächen wurden geschliffen und sandgestrahlt, um ihnen ihre besondere Haptik zu verleihen. Kombiniert sind sie mit Böden, Einbaumöbeln und offener Treppe aus geöltem Eichenholz.
Der großflächige und rohe Einsatz von Beton wird im Betrieb des Hauses auch energetisch ausgenutzt. Direkt in die Decken bzw. Böden und Wände aus Beton wurde eine Flächenheizung eingebaut. Dabei dienen die Betonvolumen als thermischer Energiespeicher. Einen besonderen Blick verdient auch die namensgebende Fassade. Sie besteht aus einer vertikal montierten Holzverschalung und folgt weit mehr als nur einer drastischen ästhetischen Entscheidung. Inspiriert von der japanischen Tradition des Shou Sugi Ban wurde die hölzerne Außenhaut des Baus verkohlt, um sie resistent gegen Pilzbefall und Wassereinwirkung zu machen. Im gesamten Haus konnte so auf chemische Behandlung verzichtet werden. Zum charakteristischen Äußeren tragen auch die im Kontrast gesetzten hellen Holzfenster bei.
Die Drücker im Schwarzen Haus passen genau ins detailbetonte Konzept. So schwarz wie das Haus von außen sind auch die eingesetzten Klinken. „Alle Beschläge, Ein- und Anbauteile sowie die Armaturen wurden in zurückhaltendem Schwarz ausgeführt. So ordnen sie sich der reduzierten Materialpalette von roher geölter Eiche, Sichtbeton und verkohlter Fassade unter“, so Architekt Fabian Wagner. Entschieden hat sich das Büro für einen Griff in „puristischem, schlichtem und zurückhaltendem“ Design. Die Aluminiumdrücker FSB 1076 wurden in Kombination mit den Rosetten FSB 1035 mit tiefschwarzer Oberfläche gewählt. Gerade die individuelle Anpassbarkeit der Oberflächen der Beschläge, in Verbindung mit der hohen Qualität und der großen Produktpalette mache FSB „fast alternativlos“, so das Büro.
Objektdetails
Fotos: ©Florian Holzherr