Kantonspital St. Gallen - Haus 10
Fawad Kazi
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Ausgehend vom Studium historischer Griffe entwarf Fawad Kazi durch konsequente Reduktion einen universell einsetzbaren Türdrücker. FSB 1254 kombiniert die traditionelle Betonung des Greifvolumens mit einer sachlichen Formensprache. Der Griffquerschnitt vereint Kreis und Quadrat und verkörpert klassische Ideale der Architektur.
Das Spital als Stadt in der Stadt
Es ist ein Mammutprojekt, mit dessen Planung und Realisierung der Architekt Fawad Kazi mit der Planergemeinschaft PG KSSG-OKS seit 2011 beschäftigt ist. Über ein Jahrzehnt hinweg, von 2016 bis 2028, wird das traditionsreiche Kantonsspital St.Gallen umstrukturiert, erweitert und so modernisiert, dass es heutigen und künftigen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten entspricht. So soll der gesamte Campus vom ärzte- und klinikzentrierten Campus aus dem letzten Jahrhundert in einen patienten- und prozessorientierten Campus umgewandelt werden. Ursprünglich als Gemeindekrankenhaus erbaut, wurde das Spital 1869 vom Kanton übernommen und ist heute das größte nicht-universitäre Klinikum der Schweiz.
„Come together“ heißt das „Generationenprojekt“, das neben der Erweiterung des Kantonspitals St.Gallen auch den Neubau des Ostschweizer Kinderspitals am gleichen Standort beinhaltet. Das Zürcher Architekturbüro konnte die Wettbewerbs-Jury vor allem auch mit seinen städtebaulichen Überlegungen überzeugen. So wird der Grünraum entlang der Rorschacher Straße fast vollständig erhalten. Die heutige parkartige Anlage des Spitals, die sich durch solitäre Bauten auszeichnet, wird im Laufe des Langzeitprojekts zu einem zusammenhängenden Gebäudekomplex weiterentwickelt, der als Ensemble wie eine Stadt in der Stadt funktioniert. Inspiriert wurde der Architekt dabei vom historischen Areal des St.Galler Stiftsbezirks, dessen atmosphärische Abfolge von Plätzen, Durchgängen und Wegen immer wieder beeindruckt.
Das sechsgeschossige Haus 10, das bereits im Oktober 2018 nach 33 Monaten Bauzeit fertiggestellt wurde, ist der erste Neubau des Projekts. Ein Meilenstein. Es vereint eine Vielzahl an Ambulatorien und ersetzt drei bestehende Häuser sowie die bisherige Notstromanlage. So schafft es Platz für weitere notwendige Erweiterungsbauten. Eine Passerelle über die Lindenstraße hinweg zu den südlich gelegenen Häusern 24 und 25 eröffnet eine direkte Verbindung ins Innenareal des Spitalcampus. Der straßenseitige Haupteingang im Erdgeschoss des Neubaus wird so durch Zugänge im dritten und vierten Obergeschoss ergänzt. Mit ihrer innen sichtbaren Stahlkonstruktion bietet die 51 Meter lange Brücke auf zwei Geschossen getrennte Wege für Fußgänger und Logistik.
Architektur und Objekt
„Das Spitalareal ist aufgrund seiner Dimensionen beinahe ein eigenes Quartier – das ist aus städtebaulicher wie betrieblicher Sicht äußerst anspruchsvoll“, so Architekt Fawad Kazi zu den Herausforderungen des Projekts.
Ganzheitlich gedachte Architektur
Die Fassade von Haus 10 greift farblich andere prägende Bestandsbauten des Kantonsspitals auf und bindet den Neubau so auch gestalterisch in das wachsende Ensemble ein. Die bronzefarbene aluminiumverkleidete Fassade ist plastisch gedacht und zieht ihre Wirkung aus einem klar gegliederten Gefüge horizontaler und vertikaler Linien. Durch die Reliefierung entwickelt sich ein wechselvolles Spiel aus Licht und Schatten, das für spannungsvolle Ansichten sorgt. Die Flächen im Inneren des Neubaus sind mit ihrem Raster von 8,1 x 8,1 Meter ganz darauf angelegt, sich an künftige Nutzungsänderungen flexibel anzupassen.
Die Räume strahlen Hochwertigkeit und Modernität aus. Terrazzoböden und Sichtbetonwände prägen den Raumeindruck der Eingangsbereiche und des Treppenhauses. Kassettierte Decken mit Punktleuchten sorgen für den besonderen Charakter des Entrées und der Liftlobbys auf den Geschossen. Für Akzente sorgen Tresen und Möbel aus Holz in den Wartebereichen wie auch gezielt ausgewähltes Mobiliar in prägnanten Farben, wie die roten Liegen in den Behandlungsräumen oder die orangenen Sitzmöbel und roten Besprechungskabinen in den Open Space-Büros.
Fawad Kazi kann für sein Projekt auf eine eigene Griffserie zurückgreifen, die er für FSB entworfen hat. So wird die Idee einer ganzheitlich gedachten Architektur noch einmal auf eine andere Ebene gehoben. Das entstandene Modell FSB 1254 zeichnet sich in seinen eigenen Worten durch Eleganz, Funktionalität und Zeitlosigkeit aus. Der Griff ist in seiner Gestaltung reduziert und kombiniert die Grundformen von Kreis und Quadrat zu einem universell einsetzbaren Modell. Verwendung findet es im Kantonsspital St.Gallen auch in seiner Returnvariante FSB 1255 und als klassische Fensterolive FSB 3454.
Objektdetails
Fotos: ©Georg Aerni