Startblock B2 – Cottbusser Gründungszentrum am Campus
Bernd Huckriede, Jens Brinkmann und Ludwig Heimbach
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Mit einer Hommage erweist FSB Ludwig Mies van der Rohe seine Reverenz: FSB 1267 ist dabei nicht einfach ein Replikat eines originalen Türdrückers von Mies van der Rohe. Vielmehr folgt unsere Interpretation den formalen Intentionen seiner Urahnen und verknüpft sie mit den Anforderungen der zeitgenössischen Architektur und Normen – jetzt neu auch in Edelstahl.
FabLab und New Work statt Kohle
Die Lausitz war über Generationen hinweg vom Kohlebergbau geprägt. Mit der Wende von 1990 kam ein großer Wandel. Der Ausstieg aus der Kohle stellt die nächste große Herausforderung für die Region dar. Strukturwandel bedeutet für viele Menschen, dass es ihre Jobs nicht mehr gibt oder geben wird. Die Lausitz muss sich neuerfinden, heißt daher der Slogan. In Cottbus ist mit dem Startblock B2 ein neues Gründerzentrum entstanden, das eine Verbindung herstellt zwischen Universität, Stadt und der StartUp-Szene, die im Gebäude neue Räume findet. Entworfen wurde es von den Architekten Bernd Huckriede, Jens Brinkmann I United Architektur und Ludwig Heimbach.
Das Land Brandenburg hat das Projekt großzügig mit Mitteln aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung gefördert. Der Neubau steht am Campuseingang der Brandenburgischen Technischen Universität. Auf der anderen Seite des Campus steht seit 2004 bereits ein anderes herausragendes architektonisches Werk: das Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ), für das die Architekten Herzog & de Meuron unter anderem mit der Großen Nike des BDA ausgezeichnet wurden. Mit seiner Vielfalt an Nutzungen versucht der Startblock B2 Öffentlichkeit und Gründer:innen zusammenzubringen.
Das Erdgeschoss ist mit seinem multifunktionalen Foyer samt Kaffeebar, Lounge und Arbeitsplätzen, den Sitzstufen für informelle Präsentationen sowie der offenen Werkstatt (FabLab) das kommunikative Herz des Baus. Die Büroflächen bieten alles, was die New Work-Welt von heute schätzt. Unterschiedliche Raumsituationen bieten Coworking im Großraum ebenso wie persönliche Büros. Gemeinschaftsräume für Besprechungen, Teeküchen und Chill-Out-Zonen ergänzen alle Büros. Ergänzt wird das Angebot durch einen großen Konferenzraum mit Dachterrasse, natürlich belichtete Werkstätten und den Werkstatthof, der als Open Air Kino genutzt werden kann.
Architektur und Objekt
Bernd Huckriede, Jens Brinkmann I United Architektur und Ludwig Heimbach (v. l. n. r.)
„Der „Startblock B2" ist eine Werkstatt für Ideen, die zwischen Traum-Schaum und Garagen-Ruppigkeit changiert und als Impulsgeber für die Region Schnittmengen zwischen Innovationstreibenden und der Stadtgemeinschaft einräumt,“ fasst Architekt Ludwig Heimbach zusammen.
Ein Bild für Experiment und Neuanfang
Mit seiner Holz-Hybridkonstruktion, optimierten Konstruktionsmethoden sowie den eingesetzten nachhaltigen Energiesystemen und Materialien will der Bau auch in der Klimafrage zukunftsrelevant sein. Nichttechnische Lösungen wie manuelle Nachtlüftung, Verschattung und geothermische Bauteilaktivierung stehen im Fokus des Konzepts. Von innen nach außen gewinnt die hybride Baukonstruktion an Leichtigkeit: Ein Stahlbeton-Rohbau wird von einer Holz-Rahmenbau-Fassade mit textilen Verschattungselementen umgeben. Die halbtransparenten, auf Stahlrahmen gespannten textilen Segel dienen mit ihrer zweifarbigen Gestaltung auch der markanten Gliederung des Gebäudes.
Das Konzept des veredelten Rohbaus strahlt Werkstattcharakter aus. Als Metapher für Experiment und Neuanfang spiegelt die Architektur ihre eigene Nutzung, aber auch die nach einer neuen Identität suchende Lausitz selbst. Die Innenräume sind geprägt von rohen Betonoberflächen mit sichtbar verlegten Installationen, die auch eine größtmögliche Flexibilität bei anstehenden räumlichen Änderungen innerhalb des Betonskeletts garantieren. Im Zusammenspiel mit den eingesetzten rohen Materialien spielt Farbe eine bedeutende Rolle im Innenraum. Das Farbkonzept leitet sich von der Fassade ab und variiert die Grundfarben Hellsilber und Rot.
In das bis ins Detail durchdachte, zweifarbige Materialkonzept des Gebäudes fügen sich die gewählten Griffe nahtlos ein. Die Architekten haben sich, anders als in den meisten ihrer Projekte nicht für Modell FSB 1005 entschieden, sondern diesmal zur damals brandneuen Drückerserie FSB 1268 gegriffen. Um die geforderte Barrierefreiheit auch bei den Griffen zu garantieren, suchten sie ein Modell mit Rückführung. „Diese Rückführung soll nicht formal "angeklebt" erscheinen, sondern als Teil der grundsätzlichen formalen Durchbildung“, erläutert Ludwig Heimbach. „Das ist bei 1268 hervorragend erfüllt.“
Objektdetails
Fotos: © Kay Fingerle