Jüdisches Museum FFM
Staab Architekten
In den 1950er Jahren entwarf der Schweizer Architekt, Bildhauer und Designer Max Bill in Zusammenarbeit mit Ernst Moeckl eine Türklinke, die als „Ulmer Türklinke“ Designgeschichte geschrieben hat. Anhand dieser Vorlage schuf Johannes Potente das Modell FSB 1023 – seit jeher eine Alternative zu den gängigen U-Form-Modellen.
Zwei Zeiten, ein Ensemble
1988 war das Jüdische Museum in Frankfurt am Main das erste seiner Art in Deutschland. Rund fünf Jahre war es nun wegen Umbau geschlossen. Fünf Jahre, in denen öffentliche Interventionen im Stadtraum den Museumsbetrieb ersetzten. Das seit Oktober 2020 neueröffnete, sanierte und um einen Neubau erweiterte Museum möchte sich diese Erfahrung der Offenheit und Öffentlichkeit erhalten. Als kommunizierendes Ensemble aus Alt und Neu wendet es sich heute mit einem öffentlichen Vorplatz zur Stadt und lädt mit seinen unterschiedlichen Nutzungen die Besucher:innen mehr denn je ein, Teil seiner Welt zu werden.
Staab Architekten haben den Neubau mit fünfeckigem Grundriss und Abstand zu den Bestandsbauten konzipiert und so einen sich aufweitenden Außenraum geschaffen. Früher als Unort betrachtet, bereichert der heutige Bertha-Pappenheim-Platz das Stadtbild. Auf dem Platz ein Werk von Ariel Schlesinger, in dem sich zwei Bäume vereinen – der eine die Wurzeln in Richtung Boden, der andere in Richtung Himmel. Subtil reagiert der Neubau in Proportion, Höhenentwicklung und Positionierung auf die Altbauten. Gestalterisch übernimmt er den hellen Putz und die dezente horizontale Gliederung der Fassade, sodass er trotz seiner zeitgenössisch-monolithischen Ausstrahlung mit dem Bestand zum klar erkennbaren Ensemble zusammenwächst.
Anders als der Bau des Jüdischen Museums in Berlin, den Daniel Libeskind 2001 fertiggestellt hat, haben Staab Architekten nicht den existentiellen Bruch des Holocausts architektonisch interpretiert. Es ist keine symbolisch aufgeladene Architektur und doch gibt der Bau Anlass für Bilder und Erzählungen, die bei den Besucher:innen entstehen, wenn sie durch das Gebäude gehen. Wie der Altbau, der seinerzeit Wohnhaus der Familie Rothschild war, spricht auch der Neubau eher von der Selbstverständlichkeit jüdischen Alltags in der Stadt. Es ist nur folgerichtig, das Museum nicht nur mit einer öffentlichen Bibliothek, sondern auch mit einem koscheren Deli zu beleben und in den Alltag aller Frankfurter:innen zu integrieren.
Architektur und Objekt
Foto: ©Zuzanna Kałużna
„Die großen Sichtbetonoberflächen und der freie Raumzuschnitt rufen einen geradezu archaischen Raumeindruck hervor, dessen Wirkung durch den Lichteinfall von oben noch gesteigert wird“, so Staab Architekten zur Atmosphäre der neugeschaffenen Innenräume des Jüdischen Museums.
Zeitgenössische Reduktion trifft auf die Opulenz des „Goût Rothschild“
Die Innenräume des Neubaus sind modern, großzügig und zurückhaltend gestaltet. Prägend sind die hochwertigen Oberflächen, die vom haptischen Charakter der Materialien leben. Fein geschliffene großflächige Sichtbetonwände, -decken und -treppen verleihen der zentralen, zwischen allen Bereichen vermittelnden Halle ihre zeitgemäße wie zeitlose Ausstrahlung. Die Bibliothek hingegen ist komplett in helles Eschenholz gekleidet und wirkt dabei edel und behaglich zugleich. Der starke Bezug zur Außenwelt manifestiert sich immer wieder durch übergroße Fensteröffnungen, die den Blick auf das Frankfurter Bahnhofsviertel freigeben.
Das alles steht in inspirierendem Kontrast zu den opulenten, von Gewölben und aufwändigen Kassettendecken, runden Formen und klassizistischen Säulen geprägten, im sogenannten „Goût Rothschild“ gestalteten Räumen des Altbaus. Die Architekten haben den Wohnhauscharakter des Gebäudes beibehalten bzw. durch Rückbau von Umbauten der 1980er Jahren wiederhergestellt. So führt der Museumsrundgang durch Raumfolgen, in denen der Besucher den Stil Ludwig des XVI. ebenso bewundern kann, wie den von Ludwig dem XIV.
Der elegante Messington, der im umgesetzten Neubau-Entwurf von Staab Architekten immer wieder in den feinen reduzierten Fensterrahmen, Treppengeländern und Türen auftaucht, findet sich auch in den eingebauten Griffen wieder. Entschieden haben sich die Architekten für Modell FSB 1023 bzw. 1053, das mit seinem sanften Schwung als Alternative zu den klassischen U-Form-Modellen gilt. Besonders relevant in Sachen Türbeschlag ist bei einem Jüdischen Museum der Aspekt der Sicherheit. Als Schutzbeschläge wurden die Griffe FSB 73 7575 01510 7625, 73 7575 05510 7625 und 73 7384 01510 6204 verbaut.
Objektdetails
Fotos: ©Brigida Gonzales